Hintergrund: Die Konzeptionsrate bei Frauen mit chronischer Niereninsuffizienz liegt bei ~ 0,5%/Jahr.
Es besteht ein hohes Risiko für Fehl- (~ 50%, auch IUFT) und Frühgeburten (~ 80% bei
Dialysepatientinnen) sowie die Verschlechterung der maternalen Befunde bis hin zur
Prä-/Eklampsie. Die Chancen auf eine Schwangerschaft und ein gesundes Kind bei Patientinnen
mit Peritonealdialyse liegen niedriger als bei Hämodialyse.
Fall: Die 30j. G1 wurde uns nach spontaner Konzeption in der 22 + 0 SSW vorgestellt. Es
bestand eine terminale Niereninsuffizienz bei unilateraler Nierenagenesie und Glomerulosklerose
mit IgA-Nephropathie, welche mit kontinuierlicher zyklischer Bauchfelldialyse (CCPD)
behandelt wurde. Zunächst erfolgte ein ambulantes, engmaschiges interdisziplinäres
Management. Während der Schwangerschaft hatte die Patientin als Dauermedikation Erythropoetin,
Metoprolol, Parikalcitol, Folsäure, Vitamin D, Eisen und HD Vitamine. Die Peritonealdialyse
wurde von der Patientin auch während der gesamten Schwangerschaft mit stabilen Retentionswerten
fortgesetzt. Eine Umstellung auf eine Hämodialyse war zu keinem Zeitpunkt erforderlich.
Die stationäre Betreuung wurde bei vorzeitigen Wehen und zunehmender Proteinurie (2,5 g/d)
34 + 0 SSW erstmals indiziert. Sonographisches Schätzgewicht 1800 g (P10), mildes
Polyhydramnion, Doppler und Cervixlänge in der Norm. Hb 9,4 g/dl, Crea 4,3 mg/dl,
K
3,6 mmol/l. Physiologische RR-Werte unter Metoprolol (vorbestehende Medikation). Nach
Sistieren der Wehen war ein erneutes ambulantes Management möglich. Bei heterozygoter
F-II-Mutation empfahlen wir Tinzaparin zur Antikoagulation. Die Wiederaufnahme erfolgte
36 + 2 SSW bei steigenden RR-Werten (max. 157/100 mmHg), zunehmender Proteinurie (Prot/Crea-Quotient
5500 mg/g) und Ödemen. Laborchemisch zeigten sich folgende Befunde: Hb 10,1 g/dl,
Creatinin 4,08 mg/dl, sonst unauffällige Werte. CTG und fetaler Doppler physiologisch.
Wir stellten die Indikation zur Geburtseinleitung mit Misoprostol. Die Peritonealdialyse
wurde während der Geburt pausiert. Problemlose VE bei pathologischem CTG in der AP
36 + 4 SSW: Mädchen, 2060 g (P4), APGAR 9/10/10, pH 7,31, BE − 5,5). Postpartal normalisierten
sich die mütterlichen RR-Werte. Eine zusätzliche antihypertensive Therapie war nicht
erforderlich. Die Retentionswerte waren unter Peritonealdialyse stabil. Unauffälliger
weiterer Verlauf von
Mutter und Kind mit Entlassung am 6. Tag postpartal.
Zusammenfassung: Bei Patientinnen mit chronischer Nierenerkrankung sind die Erfolgsaussichten auf
eine Schwangerschaft und ein gesundes Kind stark abhängig von Nierenfunktion, RR-Einstellung,
Proteinurie und Krankheitsaktivität. Eine Schwangerschaft bei einer dialysepflichtigen
Patientin ist eine Rarität und sollte aufgrund der hohen maternalen und fetalen Risiken
interdisziplinär in einem Perinatalzentrum betreut werden.