Aktuelle Ernährungsmedizin 2020; 45(03): 241-242
DOI: 10.1055/s-0040-1710270
Abstracts
Onkologie, Geriatrie, Gastroenterologie, Pneumologie

Vergleich der Mangelernährungsdiagnostik nach den ESPEN- und GLIM-Kriterien bei Patienten mit chronischen Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts

LF Sautter
1   Universitätsmedizin Rostock, Zentrum für Innere Medizin, Klinik II, Abteilung für Gastroenterologie und Endokrinologie, Rostock, Germany
2   Hochschule Neubrandenburg, Neubrandenburg, Germany
,
M Wiese
3   Universitätsmedizin Greifswald, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin A, Lehrstuhl für Gastroenterologie, Endokrinologie und Ernährungsmedizin, Greifswald, Germany
,
F Meyer
4   Hochschule Neubrandenburg, Institut für evidenzbasierte Diätetik (NIED), Neubrandenburg, Germany
,
MM Lerch
3   Universitätsmedizin Greifswald, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin A, Lehrstuhl für Gastroenterologie, Endokrinologie und Ernährungsmedizin, Greifswald, Germany
,
L Valentini
4   Hochschule Neubrandenburg, Institut für evidenzbasierte Diätetik (NIED), Neubrandenburg, Germany
,
G Lamprecht
1   Universitätsmedizin Rostock, Zentrum für Innere Medizin, Klinik II, Abteilung für Gastroenterologie und Endokrinologie, Rostock, Germany
,
K Bannert
1   Universitätsmedizin Rostock, Zentrum für Innere Medizin, Klinik II, Abteilung für Gastroenterologie und Endokrinologie, Rostock, Germany
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Mangelernährung (ME) ist bei Patienten mit gastrointestinalen (GI) Erkrankungen besonders häufig und beeinträchtigt das Outcome. Zur Diagnosestellung haben sich die Kriterien der European Society for Clinical Nutrition and Metabolism (ESPEN) etabliert. Die Global Leadership Initiative on Malnutrition (GLIM) hat eine Weiterentwicklung veröffentlicht, in die zusätzlich ätiologische Kriterien Eingang finden. Ziel der Studie war es, beide Diagnosetools bei Patienten mit chronischen GI-Erkrankungen zu vergleichen.

    Methodik In einer Querschnittstudie („EnErGie“, ESF/14-BM-A55-0007/18) wurden von 10/2018 - 09/2019 Patienten mit Leberzirrhose (LZ), chronischer Pankreatitis (CP), Kurzdarmsyndrom (KDS) und Kontrollpatienten (KP) an den Universitätsmedizinen Rostock und Greifswald untersucht. Erhoben wurden Alter, Geschlecht, Gewichtsverlust, Nahrungszufuhr, Auftreten von Ödemen und Body-Mass-Index (BMI). Mittels bioelektrischer Impedanzanalyse (mBCA515, seca) wurde der Fettfreie-Masse-Index (FFMI) bestimmt. Die ME-Diagnose erfolgte nach ESPEN und GLIM. Die Einzelkriterien wurden als Driver (D) definiert (siehe Abb.) und deren Häufigkeiten verglichen.

    Ergebnisse 85 Patienten wurden rekrutiert: LZ n = 35 (Ödeme n = 31), CP n = 19, KDS n = 10, KP n = 10; Alter 55,6 ± 15,2 Jahre; ♀ n = 32; BMI 29,8 ± 5,7 kg/m2; FFMI: ♀ 16,9 ± 2,7 kg/m2, ♂ 19,3 ± 3,1 kg/m2. ME wurde dreimal häufiger nach GLIM (n = 42) als nach ESPEN (n = 14) diagnostiziert. Niedriger BMI (D2), reduzierte Muskelmasse (FFMI, D3) und ungewollter Gewichtsverlust (D4) führten häufiger zur Diagnose nach GLIM (p < 0,001). Eine Ursache hierfür ist, dass ESPEN u.a. die Kombination zweier phänotypischer Kriterien (D2-D4) erfordert, während die ätiologischen Kriterien bei Patienten mit chronischen GI-Erkrankungen für GLIM per definitionem erfüllt sind (D5, D6).

    Schlussfolgerung GLIM führt häufiger zur ME-Diagnose bei Patienten mit GI-Erkrankungen. Die Diagnosestellung ist nach ESPEN und GLIM bei Patienten mit Ödemen eingeschränkt, da ein Gewichtsverlust verschleiert und die FFMI-Messung verzerrt sind. Eine Erweiterung beider Diagnosetools durch Einschluss von Handkraft und Phasenwinkel erscheint überlegenswert.

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    Figure 3 Driver (D1-D6) der Mangelernährungsdiagnose nach ESPEN- und GLIM-Kriterien.


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    Publication History

    Article published online:
    16 June 2020

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York

     
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    Figure 3 Driver (D1-D6) der Mangelernährungsdiagnose nach ESPEN- und GLIM-Kriterien.