Einleitung: Anhand des Fallberichts eines Patienten mit schwerem A1AT-Mangel bei seltenem Genotyp
ohne Z-Allel, wird der Diagnosealgorithmus sowie die Option der Heimselbsttherapie
dargestellt.
Anamnese: Bei Erstvorstellung 2013 39jähriger Patient türkischer Abstammung mit Belastungsdyspnoe
seit 1 – 2 Jahren (Raucher, 10 PY). Von Beruf Informatiker im internat. Außendienst.
Diagnostik: Nach der Befunderhebung einer Obstruktion und Überblähung in der Ganzkörperplethysmographie
(FEV1 1,25 l (38%), TLC 132%, RV 298%) wurde der A1AT-Serumspiegel bestimmt, der mit
8 mg/dl stark erniedrigt war. Im dann veranlassten CT Thorax zeigte sich das Bild
eines basal betonten panacinärem Emphysems. Anschließend war in Geno- (PCR) und Phänotypisierung
(IEF) jedoch weder S- noch Z-Allel, noch eine eindeutige M-Bande nachweisbar. Bei
diskrepanten Befunden erfolgte eine Sequenzierung, die die Diagnose des sehr seltenen
Genotyps PI*MNichinanMNichinan ergab.
Therapie: Bei Erstvorstellung direkt Rauchstopp und zunächst Einleitung einer sympt. Therapie
mit kombinierten LABA/ICS. Hierunter deutliche Besserung der Belastungsdyspnoe und
Obstruktion (FEV1 56%). Nach Erhalt des Sequenzierungsergebnisses zudem Beginn einer
Therapie mit A1AT. Auf Grund häufiger beruflicher Reisen war eine wöchentliche Infusionstherapie
nicht zu gewährleisten. Nach Prüfung der Eignung für eine intravenöse Heimselbsttherapie
mit A1AT erfolgte die Schulung des Patienten sowie der zulassungskonforme Wechsel
auf Respreeza. Seit nun gut 3 Jahren führt der Patient die Heimselbsttherapie durch,
der Krankheitsverlauf ist stabil (FEV1 1,96 l (64%)). Die Umstellung der sympt. Therapie
auf LAMA/LABA-Präparat wurde abgelehnt.
Diskussion: Ein schwerer A1AT-Mangel kann bereits bei Patienten unter < 40 J. zu einem Emphysem
führen. Zur Diagnostik ist es essenziell, den in mehreren Leitlinien skizzierten Laboralgorithmus
einzuhalten, um seltene defiziente Genotypen ohne Z-Allel nicht zu übersehen. Seit
2016 erfolgt im A1AT-Labor in Marburg im primären Verfahren eine Testung auf insges.
14 seltene Mutationen, so dass in den meisten Fällen ohne Sequenzierung eine sichere
Diagnose ohne Zeitverzug gestellt werden kann. Eine ärztlich kontrollierte Heimselbsttherapie
kann die Vereinbarkeit von A1AT-Therapie und Beruf ermöglichen.