Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2020; 48(01): 62-63
DOI: 10.1055/s-0039-3402388
Abstracts
DVG
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schokoladenintoxikation bei 44 Hunden

A. Hartmann
Klinik für kleine Haustiere, Fachbereich Veterinärmedizin, Freie Universität Berlin,, Berlin
,
B. Kohn
Klinik für kleine Haustiere, Fachbereich Veterinärmedizin, Freie Universität Berlin,, Berlin
,
C. Weingart
Klinik für kleine Haustiere, Fachbereich Veterinärmedizin, Freie Universität Berlin,, Berlin
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Publication History

Publication Date:
17 February 2020 (online)

 
 

    Einleitung und Ziel Die Aufnahme von für Hunde toxischen Substanzen ist ein häufiger Vorstellungsgrund in der Tierarztpraxis. Über Intoxikationen mit Schokolade bzw. dem Methylxanthin Theobromin existieren bisher nur wenige Einzelfallbeschreibungen. Das Ziel der retrospektiven Studie war, klinische Symptome, Laborwertveränderungen, Therapie sowie den Verlauf von Hunden mit Schokoladenintoxikation zu beschreiben.

    Material und Methoden Mithilfe einer Stichwortsuche in der Patientenkartei wurden über einen Zeitraum von Januar 2015 bis Januar 2019 Hunde, die aufgrund einer beobachteten Schokoladenaufnahme in der Klinik vorgestellt wurden, identifiziert und die Krankengeschichten ausgewertet.

    Ergebnisse Bei 156 Hunden war die Aufnahme von Schokolade Vorstellungsgrund in der Klinik. Die meisten Hunde (32/156) wurden im Dezember vorgestellt. Insgesamt 112 Hunde waren symptomlos, 44 Hunde (Alter 5–180 Monate [Median, M 60], Gewicht 4,1–25 kg [M 10,5]) wiesen klinische Anzeichen einer Theobrominintoxikation auf. Die Hunde hatten Vollmilch- (13), Zartbitter- (22) und Halbbitterschokolade (6) aufgenommen. In 3 Fällen war die Schokoladenart unbekannt. Die kalkulierte Theobrominkonzentration (33/44) betrug 19,5–332 mg/kg (M 73,4). Die Hunde wurden 0,75–25 Stunden (M 5) nach Aufnahme insbesondere wegen Unruhe (33), Zittern (22), Vomitus (21), Hecheln (11) und PU/PD (7) vorgestellt. Häufige klinische Befunde waren Sinustachykardie (28), Tachypnoe/Hecheln (14), Hyperthermie (10) und Dehydratation (7). Laborwertveränderungen (34/44) bestanden aus Hyperlaktatämie (23), Hypokaliämie (16), ggr. Hyperglykämie (16) und ggr. Aktivitätssteigerung der ALT und AST (14) vor. Es erfolgte eine Dekontamination (z. B. Emetikum, Aktivkohle, Magenspülung) und symptomatische Therapie (z. B. Infusionstherapie, Esmolol, Furosemid, Midazolam). 43 von 44 Hunden überlebten.

    Schlussfolgerung Schokoladenintoxikation ist ein häufiger Vorstellungsgrund. Kardiovaskuläre und neurologische Symptome dominieren. Die Prognose ist bei adäquater Dekontamination und Therapie günstig, allerdings sind Todesfälle möglich.


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