Öko- und Bioprodukte genießen ein hohes Ansehen, weil ihre Erzeuger mit ökologischem
Landbau und artgerechter Tierhaltung aktiven Natur- und Umweltschutz betreiben. Deshalb
wird der höhere Preis von den Verbrauchern, die auf Bio-Produkte Wert legen, bereitwillig
bezahlt. Im Unterschied zu den im Stall gehaltenen Nutztieren ist es bei der Honigbiene
sehr schwer, zwischen artgerechter und nicht artgerechter Haltung zu unterscheiden.
Außerdem hängt die Qualität der Bienenprodukte sehr viel weniger von der Haltung des
Bienenvolks als von seiner Umwelt ab. Das gilt besonders für Honig und Pollen, die
trotz der intensiven Bearbeitung durch die Bienen den pflanzlichen Charakter ihrer
Rohstoffe, Nektar und Honigtau bzw. Blütenstaub behalten. Dennoch legen die Verbände
Bioland, Naturland und Demeter in ihren Richtlinien sehr viel Wert auf eine „artgerechte“
Bienenhaltung und grenzen diese mit zahlreichen Vorschriften, Verboten und Geboten
von der konventionellen Imkerei ab.
In verschiedenen Studien wurde untersucht, wie Bienenvölker in der freien Natur und
unter der Obhut des Imkers leben, und wie sich die von der natürlichen Lebensweise
abweichenden Haltungsbedingungen auf das Bienenvolk auswirken. Anhand dieses Vergleichs
wurden die Richtlinien der genannten Bio-Verbände für eine artgerechte und wesensgemäße
Bienenhaltung bewertet und der Vorgehensweise des konventionellen Imkers gegenübergestellt.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Unterschiede insgesamt geringfügig sind. In einigen
Punkten wie bei der wichtigen Krankheitsprophylaxe verfehlen die Bio-Richtlinien sogar
eindeutig das Ziel, weil wesentliche Regeln der natürlichen Volksentwicklung nicht
berücksichtigt werden. In punkto Honigqualität haben die Bio-Verbände weitgehend die
Qualitätsanforderungen des Deutschen Imkerbundes übernommen.
Auch in Honiggläsern, auf denen nicht „Bio“ steht, ist meistens „Bio“ drin.