Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696157
Symposien
S20  Gambling and Gaming – Wirkungsmechanismen bei der Entstehung, Prävention und Behandlung von Pathologischen Glücksspielen und PC-/Internetabhängigkeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Gambling Consumption Mediation model (GCMM): Durch Mediationsmodelle zur umfassenderen Beurteilung des Zusammenhangs bestimmter Glücksspielformen mit problematischem Glücksspielverhalten

Evidenzbasierte Erkenntnisse für zielgerichtetes präventives Handeln in Deutschland
T Brosowski
1   Universität Bremen, Institut für Psychologie
,
C Meyer
2   Universität Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention
,
HJ Rumpf
3   Universität zu Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
,
A Bischof
3   Universität zu Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
,
U John
2   Universität Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention
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Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 
 

    Einleitung Statistische Zusammenhänge zwischen Glücksspielproblemen und der Teilnahme an bestimmten Glücksspielformen reduzieren sich meist deutlich bei gleichzeitiger Berücksichtigung des individuellen Glücksspielverhaltens (z. B. Gesamtanzahl aller genutzten Formen). Ziel dieser Studie ist es, vorherige Forschung zu ergänzen durch (1) die Aufnahme zusätzlicher Analysemerkmale und (2) die Anwendung von Mediationsmodellen statt üblicher Haupteffektmodelle.

    Methode Sekundärdatenanalyse der für Deutschland repräsentativen Telefonbefragung im PAGE Datensatz aus den Jahren 2010/11 (Pathologisches Glücksspielen und Epidemiologie; N 15 023). Für jede von acht ausgewählten Glücksspielformen (Geldspielgeräte [Spielhalle; Gaststätte], Großes Spiel im Casino, Kleines Spiel im Casino, Sportwetten bei privaten Anbieter*innen [Internet; terrestrisch], Poker [Internet; terrestrisch]; jeweils Nutzungsverhalten im letzten Jahr) wurde ein multiples Mediationsmodell verwendet, um die Zusammenhänge zwischen Glücksspielproblemen (DSM-5 Summenwert) und der letztjährigen Teilnahme (Ja; Nein) zu spezifizieren durch vier mögliche Wirkmechanismen: (1) Soziodemografische Problemneigung der Nutzer*innen (gewichteter Index demographischer Risikofaktoren), (2) Anzahl aller genutzten Formen, (3) Spielhäufigkeit innerhalb der Form, (4) Maximale Spielhäufigkeit über alle anderen Formen hinweg.

    Ergebnis Die untersuchten Glücksspielformen zeigten sehr verschiedene Wirkmechanismen, durch die Problemverhalten begünstig wurde.

    Diskussion Explizit und erschöpfender als bisher beantwortet der vorliegende Beitrag die Frage: Wie bestimmte Glücksspielformen die Wahrscheinlichkeit einer Glücksspielproblematik erhöhen. Die Analysen sind von besonderem Interesse für die evidenzbasierte Schadensminimierung, da die hier empirisch belegten Wirkmechanismen durch Prävention und Regulation gezielt beeinflusst werden können (u. a. durch [1] Beteiligungsgrenzen auf obligatorischen, personengebundenen Spieler*innenkarten oder durch [2] spielform- und standortübergreifende Spieler*innensperren).


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