Einleitung:
Fatigue ist bei chronischen und malignen Erkrankungen ein häufig beobachtetes, aber
nicht gut verstandenes Syndrom. Die Häufigkeit bei Patienten mit CED ist schlecht
untersucht. Unklar ist, ob es paraklinische Indikatoren gibt, die Fatigue anzeigen.
Ziele:
Untersuchung der Ausprägung von Fatigue bei Patienten einer Hochschulambulanz und
Zusammenhänge zu anderen Symptomen.
Methodik:
220 CED-Patienten wurden gebeten, die Fatigue Assesment Scale (FAS), den Inflammatory
Bowel Disease Questionnaire (IBDQ), die Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS),
die Global Assesment Scale (GAS) und den Short form McGill Pain Questionnaire auszufüllen
(Auswertung ab 95% Vollständigkeit). Zusätzlich wurden demografische und klinische
Parameter sowie Inflammationsmarker (Hb, CRP, fäkales Calprotectin) erhoben. Die Erkrankungsaktivität
wurde mit dem Harvey Bradshaw Index (HBI) für Morbus Crohn (MC) und dem partiellen
Mayo Score für Colitis Ulcerosa (CU) bestimmt. Die Auswertung erfolgte mit Gruppenanalysen
mittels Mittelwertvergleich, Korrelation der metrischen Score-Werte und Kreuztabellen.
Ergebnis:
Daten zu 189 Patienten (113 MC, 76 CU) konnten ausgewertet werden. Insgesamt litten
63,5% der Patienten unter Fatigue (FAS Score > 21), 12,2% sogar unter extremer Fatigue
(FAS Score ≥35). Dabei unterschieden sich Männer (48% Fatigue) signifikant (p < 0,001)
von Frauen (80,9% Fatigue). Zwischen MC und CU ergaben sich keine signifikanten Unterschiede
(MC: 63,4% Fatigue; CU: 63,2% Fatigue; p = 0,718). In der Gruppenanalyse zeigten sich
signifikante Korrelationen der Fatigue-Scores mit Lebensqualität (p < 0,001), Angst
(p < 0,001), Depression (p < 0,001), globalem Befinden (p < 0,001) und Schmerzen (p
< 0,001 für Schmerz-total + Schmerz global; p = 0,002 für VAS). Der Zusammenhang zur
Erkrankungsaktivität war nur für Morbus Crohn signifikant (MC: p < 0,001). In keiner
der Analysen zeigten sich signifikante Korrelationen mit dem Vorliegen einer Anämie
(p = 0,538), erhöhten Werten von CRP (p = 0,109) oder fäkalem Calprotectin (p = 0,898).
Schlussfolgerung:
Insbesondere bei Frauen mit CED ist Fatigue sehr häufig. Paraklinische Parameter korrelieren
nur unzureichend mit Fatigue. Hier sind einfache psychometrische Testverfahren geeignet,
um Hinweise auf ein Fatiguesyndrom zu erhalten.