Z Gastroenterol 2019; 57(09): e306
DOI: 10.1055/s-0039-1695419
Gastroenterologische Onkologie
Margenkarzinom: Diagnostik und Prognose: Freitag, 04. Oktober 2019, 11:45 – 13:13, Studio Terrasse 2.2 A
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Endoskopische Diagnostik von Helicobacter pylori: Die klinische Herausforderung von suppressiven Bedingungen

RF Knoop
1   Universitätsmedizin Göttingen, Gastroenterologie und Gastrointestinale Onkologie, Göttingen, Deutschland
,
V Ellenrieder
1   Universitätsmedizin Göttingen, Gastroenterologie und Gastrointestinale Onkologie, Göttingen, Deutschland
,
TM Gress
2   Universitätsklinikum Marburg, Gastroenterologie, Endokrinologie, Stoffwechsel und klinische Infektiologie, Marburg, Deutschland
,
A Neesse
1   Universitätsmedizin Göttingen, Gastroenterologie und Gastrointestinale Onkologie, Göttingen, Deutschland
,
S Kunsch
1   Universitätsmedizin Göttingen, Gastroenterologie und Gastrointestinale Onkologie, Göttingen, Deutschland
2   Universitätsklinikum Marburg, Gastroenterologie, Endokrinologie, Stoffwechsel und klinische Infektiologie, Marburg, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 August 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Oft wird während einer Gastroskopie (ÖGD) eine Diagnostik auf Helicobacter pylori (H.p.) durchgeführt. Jedoch ist deren Test-Qualität häufig eingeschränkt, insb. durch Einnahme von Protonenpumpenhemmern (PPI), oberen gastrointestinalen (OGI) Blutungen oder eine vorangegangene antibiotische Therapie.

    Ziele:

    Ziel unserer Untersuchung war die Evaluation der H.p.-suppressiven Bedingungen aller Patienten, die einer elektiven ÖGD zugeführt wurden.

    Methodik:

    Die Studie wurde sowohl an stationären als auch ambulanten Patienten der Universitätsklinik Marburg durchgeführt, einem Haus der Maximal- und Regelversorgung. Über einen Zeitraum von 6 Monaten wurde jede elektive ÖGD eingeschlossen und die suppressiven Bedingungen erhoben. Sofern gemäß Leitlinie eine H.p.-Diagnostik indiziert war, wurde diese immer mittels Histologie und Helicobacter-Urease-Test (HUT) nach den Anforderungen der Sydney-Klassifikation durchgeführt.

    Ergebnisse:

    Es wurden 1631 Patienten eingeschlossen (Median 61 Jahre, 36,0% ambulant, 64,0% stationär). Insgesamt wiesen 76,5% H.p.-suppressive Bedingungen auf, am häufigsten PPI-Einnahme mit 70,7%. 50,2% aller Patienten wurden getestet. Davon waren 82,7% negativ für beide Tests. Von diesen wurden 70,0% unter suppressiven Bedingungen getestet. 17,3% zeigten ein positives H.p.-Test-Ergebnis. Davon hatten lediglich 9,9% ein inkongruentes Resultat (14,3% nur HUT-positiv und 85,7% nur positiv in der Histologie). Diese Diskrepanzen traten nur unter suppressiven Bedingungen auf.

    Schlussfolgerung:

    Die vorhandenen Leitlinien empfehlen unisono die H.p.-Diagnostik unter nicht-suppressiven Bedingungen durchzuführen. Gleichwohl ist dies nicht immer mit der klinischen Wirklichkeit in Einklang zu bringen. Insb. das geforderte Pausieren eines PPI kann oft nicht realisiert werden.

    Unsere Daten zeigen die Test-Realität von Patienten, die eine ÖGD erhalten mit H.p.-suppressiven Bedingungen bei mehr als 60% der ambulanten und sogar über 80% der stationären Patienten. Dies führt zu einem erhöhten Risiko für potentiell falsch-negative Testergebnisse.

    Diesbezüglich erscheinen die Leitlinien nicht in jeder Hinsicht zielführend und weitere Forschung ist nötig, um unsere tägliche klinische Praxis zu verbessern.


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