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DOI: 10.1055/s-0039-1694670
Gesundheitsförderung und Adipositasprävention von Kindern aus Risikogruppen in der pädiatrischen Praxis: Zur Überwindung von Spannungsverhältnissen in der Arzt-Patient-Beziehung
Publication History
Publication Date:
23 August 2019 (online)
Einleitung:
Befunde zeigen ein höheres Adipositas-Risiko für Kinder aus Familien mit geringem Sozialstatus oder Migrationshintergrund. Die pädiatrische Beratung bietet großes Potential für die Gesundheitsförderung und Adipositasprävention von Kindern aus Risikogruppen. Mit dem neuen Präventionsgesetz eröffnet sich die Möglichkeit, den/die Pädiater*in als „Mediator“ einer gesundheitsförderlichen Lebensweise von Kindern zu stärken. Daher wurden die spezifischen Beratungsbedarfe aus Sicht beider Akteure untersucht.
Methode:
Ein qualitativer Mixed-Methods-Ansatz wurde angewandt. Hierfür wurden a) N = 18 Experteninterviews mit Pädiater*innen und b) N = 19 teil-narrative Interviews mit Eltern aus Risikogruppen durchgeführt. Das Datenmaterial wurde mittels der Dokumentarischen Methode (Bohnsack) ausgewertet und im Sinne der Datentriangulation (Flick) verknüpft.
Ergebnisse:
Die bestehende Adhärenz-Problematik zwischen Patient*innen und Pädiater*innen trägt zu einem Spannungsverhältnis bei: Einerseits kollidieren die Erwartungen an eine/n gute/n Pädiater*in mit der Realität. Beispielsweise wurde der Bedarf an einem/r fürsorglichen Pädiater*in ersichtlich, welche/r auch in erzieherischen Fragen unterstützt. Dieser wird durch unter Zeitdruck empfohlene, eindimensionale und lebensweltferne Behandlungspläne konterkariert. Andererseits werden die Ansprüche der Pädiater*innen an die Eltern enttäuscht, wenn wiederholt ungünstige erzieherische Handlungsmuster und geringe Veränderungsbereitschaft wahrgenommen werden. Diese überhöhten resp. unerfüllten Erwartungen verschärfen die Adhärenz-Problematik.
Diskussion:
Als zentraler Kern dieser Adhärenz-Problematik offenbarte sich ein fehlender konjunktiver Erfahrungsraum: die Beziehung zwischen Pädiater*in und Patient*in ist durch strukturelle Machtdivergenzen sowie sozialräumliche Lebensweltferne charakterisiert. Wie können diese Perspektiv- und Lebensweltdivergenzen überbrückt werden? Die Förderung einer patientenzentrierten, entsprechend der Narrative Based Medicine ausgestalteten Arzt-Patient-Beziehung kristallisierte sich als Lösungsansatz heraus. Zur Umsetzung bedarf es beratungsunterstützender, lebensweltnaher Tools. Die Implikationen eines solchen Ansatzes und die Voraussetzungen für dessen Integration in den Praxis-Alltag werden im Rahmen des Beitrags diskutiert.
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