Einleitung:
In Deutschland hat die prekäre Beschäftigung durch die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes
in den 1990er und 2000er Jahren erheblich zugenommen. Im Rahmen der vorliegenden Studie
werden Trends im Zusammenhang zwischen unterschiedlichen Formen prekärer Beschäftigung
und subjektiver Gesundheit nach Geschlecht in Deutschland zwischen 1995 und 2015 untersucht.
Vor diesem Hintergrund werden verschiedene Perioden von Arbeitsmarktreformen und der
Großen Rezession berücksichtigt und ihr Stellenwert für die Gesundheit prekär Beschäftigter
diskutiert.
Methode:
Die Analysen basierten auf Daten des deutschen Sozioökonomischen Panels 1995 – 2015.
Alle Erwerbstätigen im Alter von 18 bis 67 Jahren, die in privaten Haushalten leben,
wurden für die Analysen herangezogen, um die Risiken einer schlechten subjektiven
Gesundheit auf Basis unterschiedlicher Formen prekärer Beschäftigung (Einkommensarmut,
Niedriglohn, Arbeitsplatzunsicherheit, atypische Beschäftigung) empirisch zu erklären.
Marginale Wahrscheinlichkeiten, Adjusted Risk Ratio (ARR), Adjusted Risk Difference
(ARD) und Trends wurden mittels gepoolter Intervall-Logistikregression mit geclusterten
Standardfehlern untersucht.
Ergebnisse:
Die Beziehung zwischen Arbeitsplatzunsicherheit und einer schlechten subjektiven Gesundheit
(relativ wie absolut) hat im Zeitverlauf lediglich für Männer zugenommen. Eine signifikante
Zunahme der relativen und absoluten Ungleichheiten in der subjektiven Gesundheit auf
Basis erwerbsarmer Beschäftigung konnte nur für Frauen beobachtet werden. Atypische
Beschäftigungsformen waren zu keinem Zeitpunkt signifikant mit der subjektiven Gesundheit
assoziiert, während der Niedriglohn zwar signifikant mit der subjektiven Gesundheit
von Männern assoziiert war, aber keinen Trend im Zeitverlauf aufwies.
Diskussion:
Die Ergebnisse zeigen, dass die Beziehung zwischen verschiedenen Formen prekärer Beschäftigung
und der subjektiven Gesundheit im Rahmen der Einführung verschiedener Arbeitsmarktreformen
der Flexibilisierung in Deutschland für Frauen und Männer unterschiedlich stark zugenommen
haben. Ihre geschlechtsspezifische Wirkung muss daher weiter untersucht und diskutiert
werden. Besondere Relevanz hatte vor diesem Hintergrund die Einführung der Hartz Reformen,
die von einem Anstieg der Ungleichheiten in der Gesundheit begleitet wurde.