Gesundheitswesen 2019; 81(08/09): 660
DOI: 10.1055/s-0039-1694341
Kongresstag 1: 16.09.2019
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Herausforderungen moderner Patienten-Arzt-Beziehungen. Der Patient-als-Partner-Ansatz in der Praxis

M Breinbauer
1   Universität Trier, Trier
,
M Rinnenburger
1   Universität Trier, Trier
,
J Koßmann
1   Universität Trier, Trier
,
J Kopp
1   Universität Trier, Trier
› Institutsangaben
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. August 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Die Zunahme an chronisch und multimorbid erkrankten Patienten stellt eine große Herausforderung für das Gesundheitswesen dar und erfordert ein Umdenken in Bezug auf die Beziehung zwischen Patienten und Gesundheitsfachkräften. Hier setzt der Patient-als-Partner-Ansatz an: Patienten werden als vollwertige Mitglieder des Versorgungsteams betrachtet. Um die Anerkennung und Integration der Patienten in das Gesundheitssystem zu fördern, zielt diese explorative qualitative Studie darauf ab, die Erfahrungen und Erwartungen der beteiligten Akteure in der Großregion besser zu verstehen. Die Studie ist Teil des EU-geförderten INTERREG Projektes „APPS“.

    Methode:

    Es wurden leitfadengestützte Fokusgruppen-Interviews mit 15 chronisch erkrankten Patienten und Einzel- sowie Gruppengespräche mit 13 Gesundheitsfachkräften durchgeführt. Die Interviews wurden aufgezeichnet und transkribiert und es wurde ein Codierschema zur weiteren Analyse und Strukturierung der Daten konzipiert.

    Ergebnisse:

    In der deutschen Gesundheitsversorgung zeigen sich derzeit einige Defizite im Bereich der Patientenbeteiligung: Einerseits weist die strukturelle Einbettung der partnerschaftlichen Einbeziehung von Patienten im Untersuchungsgebiet deutliche Lücken auf. Andererseits wird insbesondere von Seiten der Patienten eine Intransparenz in der Kommunikation von Informationen ausgemacht, welche ungleiche Machtverhältnisse verstärkt. Fachkräfte sehen eine Partnerschaft als wünschenswert, beziehen diese jedoch hauptsächlich auf Compliance.

    Diskussion:

    Die vorläufigen Ergebnisse zeigen bereits eine starke Ambivalenz zwischen dem Diskurs und der Praxis der Akteure. Prinzipiell kann eine unterschiedliche Wahrnehmung von und Erwartung an Partnerschaft zwischen den Akteuren ausgemacht werden. Letztlich weisen die Interviews auf deutliche strukturelle und institutionelle Hürden für eine partnerschaftliche Beziehung hin, die vorranging in ökonomischen Voraussetzungen verortet werden. Das deutsche Gesundheitssystem scheint in der Praxis noch weit von der Umsetzung eines Patient-als-Partner-Ansatzes entfernt.