Unlängst ist eine Umfrage der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) erschienen, nach
der Patienten im Schnitt fast 20 Wochen auf den Beginn einer ambulanten Psychotherapie
warten müssen. Diese Wartezeiten stellen für Menschen, die dauerhaft mit Depressionen
und anderen psychischen Problemen zu kämpfen haben, eine halbe Ewigkeit dar, in der
sich in vielen Fällen eine Verschlimmerung der Symptome ergeben kann. Auch Patienten,
die bereits einen stationären Aufenthalt in psychotherapeutischer Behandlung hinter
sich haben und schließlich aus der Klinik entlassen werden, sind in sehr vielen Fällen
auf eine zeitnahe ambulante Anschlussversorgung angewiesen. Doch auch hier tun sich
ähnliche Lücken auf wie diejenige, welche die Umfrage der Kammer deutlich macht.
Anschlussbehandlung online
Die poststationäre Versorgung der Patienten stellt viele Kliniken, die über den Tellerrand
ihrer eigenen stationären Dienstleistungen hinausblicken, vor große Herausforderungen.
Mussten psychotherapeutisch betreute Patienten in der Vergangenheit häufig alleine
ihre ambulante Anschlussversorgung organisieren, so kümmern sich mittlerweile die
Kliniken darum, dass die Patienten möglichst zeitnah einen Platz in der ambulanten
Therapie erhalten. Die nahtlose Nachversorgung der Patienten ist auf allen Gebieten
von entscheidender Bedeutung. Daher hat der Gesetzgeber mit Wirkung zum 1. Oktober
2017 Kliniken dazu verpflichtet, für jeden Patienten ein umfassendes Entlassmanagement
durchzuführen, das bereits bei der Einweisung beginnt und eine angemessene Nachversorgung
garantiert. Seitdem ist dieses Thema in den Kliniken noch stärker in den Fokus gerückt.
Dabei geht es vor allem um Prozessoptimierung, damit Patienten, aber auch die Kliniken
selbst, vom professionellen Entlassmanagement umfassend profitieren.
Die Gewährleistung der Anschlussversorgung stellt Kliniken gerade im Bereich psychischer
Erkrankungen vor Probleme, wenn ambulante Therapieplätze nicht in ausreichendem Maße
zur Verfügung stehen. Online-Coaching-Programme mit Fokus auf psychische Belastungen
können dazu beitragen, diese Versorgungslücke zu schließen. Ergänzend zum persönlichen
Arzt-Patienten-Verhältnis begleiten Angebote wie zum Beispiel ProPerspektive.online
von Thieme TeleCare Patienten mit Depression und Burn-out durch den Alltag – und das
unabhängig von Terminen und Sprechzeiten.
„In der Nachsorge zu einer Akuttherapie kann das Online-Programm sehr gut genutzt
werden“, betont Roland Troll, der als psychologischer Psychotherapeut Thieme TeleCare
bei der Betreuung psychisch Erkrankter unterstützt. Kliniken können mit dem Programm
ihren Patienten auch nach der Entlassung vom ersten Tag an fachlich fundierte Hilfe
anbieten und gegebenenfalls Wartezeiten auf einen ambulanten Therapieplatz überbrücken.
Dabei sieht Troll den Nutzen vor allem für die Erhaltungstherapie und die Rezidivprophylaxe.
In beiden Phasen, so der Experte, eigne sich der Einsatz des Programms hervorragend
und sei vielfach positiv evaluiert worden.
Weicher Übergang
ProPerspektive.online begleitet Patienten mit therapeutischen und psychopädagogischen
Inhalten. Dabei liegt es nahe, das Programm bereits begleitend zur stationären Behandlung
einzusetzen. Denn so kann der Patient bereits im Rahmen seines stationären Aufenthaltes
die Nutzung des Portals erlernen und Berührungsängste abbauen. Damit wird ein weicher
Übergang vom Schutzraum Klinik zurück ins selbstständige Leben, von der engen therapeutischen
Begleitung zur Selbstwirksamkeit im Alltag unterstützt.
(Symbolfoto: AdobeStock / vegefox.com)
ProPerspektive.online baut auf den Prinzipien der kognitiven Verhaltenstherapie auf
und unterstützt Patienten beispielsweise, wenn sie nach der stationären Behandlung
Gefahr laufen, wieder in alte Verhaltensmuster zurückzufallen. Die einzelnen Module
begleiten präzise die Momente der Feststellungs- und Veränderungsphasen vom Umgang
mit der eigenen Stimmung bis hin zur Änderung von Glaubenssätzen. In der Kliniktherapie
Gelerntes kann somit vertieft, wiederholt und angewendet werden. Ein Team aus psychotherapeutischen
Fachkräften ist für die Patienten – in der Regel per Chat- beziehungsweise Mailfunktion
– ansprechbar und hilft bei Fragen zeitnah weiter.
Telefongespräche bieten bei Bedarf eine zusätzliche Stütze und Motivation. Bei Blockaden
oder Schwierigkeiten schreitet der Coach ein und stärkt das Selbstvertrauen des Teilnehmers.
Einen großen Vorteil sieht Roland Troll in der Niedrigschwelligkeit dieses Angebots:
„Ein wichtiger Vorteil ist sicherlich, dass die Hürden für die Anmeldung sehr niedrig
sind: Die Teilnahme ist zeitnah und ohne Terminabsprache möglich, sie erfolgt anonym
und ist bei Nichtgefallen jederzeit kündbar.“