Einleitung:
Schwindelerkrankungen sind auch bei Kindern weit verbreitet, jedoch häufig unter-
bzw. fehldiagnostiziert. Ziel der vorliegenden Studie ist es, die Prävalenz und die
Geschlechterverteilung der klassischen peripher vestibulären Erkrankungen (benigner
paroxysmaler Lagerungsschwindel (BPLS), vestibuläre Neuritis (VN) und Menière-Krankheit
(MD)) sowie sonstiger Schwindelerkrankungen bei Kindern zwischen 0 und 15 Jahren,
unter Verwendung von Krankenversicherungsdaten zu bestimmen.
Methoden:
Es wurde eine bevölkerungsbezogene epidemiologische Erhebung auf der Grundlage bestätigter
ICD-10-Codes aller gesetzlich versicherten Kinder unter 15 Jahren, die in Deutschland
leben, durchgeführt. Zielgrößen waren Alter und Geschlechtsverteilung sowie Prävalenz
von BPLS, VN, MD sowie sonstiger Schwindelerkrankungen in dieser Population.
Ergebnisse:
Bei 1.414 von insgesamt 9.325.021 Kindern (0,015%) wurde eine peripher-vestibuläre
Erkrankung diagnostiziert. Davon waren 763 (53,96%) Mädchen und 651 Jungen (46,03%).
Die Prävalenz peripherer vestibulärer Störungen bei Kindern bis 15 Jahren lag kumulativ
bei 15,16 je 100.000 Personen. BPLS stellte sich als häufigste peripher vestibuläre
Störung im Kindesalter heraus, gefolgt von VN und MD.
Schlussfolgerung:
Auch die klassischen peripher vestibulären Störungen können im Kindesalter auftreten.
Ihre Prävalenz steigt mit zunehmendem Alter. In der Kindheit sind Mädchen und Jungen
ähnlich häufig betroffen. Periphere vestibuläre Störungen sollten als Differentialdiagnose
in Betracht gezogen werden, wenn ein Kind mit Schwindelsymptomen oder unklaren Symptomen
vorstellig wird. Möglicherweise sind peripher vestibuläre Störungen im Kindesalter
nicht so selten wie vermutet, sondern lediglich unterdiagnostiziert.