Methadon ist es gelungen, mithilfe überzeugender Patientengeschichten für Aufruhr
in den Printmedien zu sorgen. Insbesondere wurde Methadon bei bislang therapieresistenten
Tumorleiden eine Verbesserung bzw. eine Verstärkung im Ansprechen auf eine laufende
zytostatische Therapie in experimentellen Studien zugeschrieben.
Als wissenschaftliche Grundlage dienen die in-vitro Forschungsergebnisse der Chemikerin
Claudia Friesen.
Es konnte in vitro an Mäusen gezeigt werden, dass der Opioidrezeptoragonist D,L-Methadon
in Leukämie- sowie Glioblastomzellen die Effektivität für Chemotherapeutika durch
Inhibition der Proliferation, Induktion des Zelltodes, Aktivierung von Apoptosesignalwegen
und Inhibition von anti-apoptotischen Molekülen verändert. Der Efflux von Chemotherapeutika
durch den Multidrug-Transporter P-Glycoprotein (P-gp) könnte einer der grundlegenden
Mechanismen sein. D,L-Methadon steigerte in der Zellkultur die Empfindlichkeit von
Krebszellen für Chemotherapie.
Eine deutsche Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München, konnte die Verstärkung
der Zytostatika – Wirkung durch L- Methadon bei Prostatakarzinomzellen in vitro darstellen.
Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums stellten Zellkulturexperimente vor,
in denen bösartigen Hirntumorzellen entweder mit Temolozomid allein, mit L-Methadon
allein oder mit einer Kombination aus Temolozomid und Methadon therapiert wurden.
Die Theorie von Methadon als Wirkverstärker einer Chemotherapie konnte nicht bestätigen
werden.
Eine Langzeitstudie aus den USA aus Tennessee verglich von 1997 bis 2009 Methadon
mit oralen Morphinen. Das Risiko zu versterben war unter Methadon um 46 Prozent gesteigert
(p < 0,001). Schon die niedrigsten Methadon-Dosen (≤20 mg/Tag) führten im Vergleich
zu den niedrigsten Morphin-Dosen (< 60 mg/Tag) zu einem gesteigerten Sterberisiko
mit einer Hazard Ratio von 1,59 (CI 1,01 – 2,51, p = 0,046).
Fazit:
Im Fall von Methadon muss man nach den bislang vorliegenden Daten davon ausgehen,
dass die Risiken in der Tumortherapieanwendung dem Nutzen überlegen sind.