Zielsetzung:
Die weit verbreitete lokale Behandlung der urogenitalen Atrophie mit Östrogenen ist
bei Patientinnen mit hormonsensiblen Tumoren und thromboembolischen Erkrankungen aus
Furcht vor nachteiligen Folgen umstritten. In der vorliegenden Studie wurde untersucht,
ob bei topischer Östrogentherapie systemische Effekte nachweisbar sind.
Patientinnen:
Bei 38 urogynäkologischen Patientinnen in der Postmenopause wurden psychologische,
somato-vegetative und urogenitale Beschwerden (= Subskalen der Menopause-Rating-Skala,
MRS), vaginale Rugae, pH-Wert sowie die Endometriumdicke (ED) zwischen einer Gruppe
mit (n = 17) und ohne (n = 21) lokale Östrioltherapie (ÖT) mit 2 × 0,5 mg Östriol/Woche
verglichen.
Ergebnisse:
Alter, BMI und POP Q Stadium ergaben keinen Unterschied zwischen beiden Gruppen. Der
vaginale pH-Wert in der ÖT-Gruppe (4,9 ± 0,8) war niedriger, die Ausprägung der Rugae
dagegen deutlicher als in der Vergleichsgruppe (5,6 ± 0,6, p < 0,05). Die Abnahme
des pH-Wertes ging der Stärke des vaginalen Reliefs parallel (2α < 0,01). Die ED zeigte
keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen, noch fanden sich Beziehungen
zu Dauer der ÖT, Alter oder BMI. Die 3 Subskalen der MRS lieferten für beide Gruppen
vergleichbare Summenwerte. Insgesamt aber nahmen im Verlauf der ÖT nur die urgenitalen
Symptome ab (2α < 0,05). Die systemischen Beschwerden (psychologische und somato-vegetative
Symptomatik) zeigten einen Rückgang mit fortschreitendem Alter (2α < 0,05), reagierten
aber nicht auf die ÖT. Der BMI spielte bei der Analyse der MRS keine Rolle.
Schlussfolgerung:
Durch die ÖT werden der vaginale pH-Wert gesenkt und urogenitale Symptome vermindert.
Systemische Effekte (Endometriumproliferation, Abnahme psychovegatativer Beschwerden)
wurden nicht nachgewiesen. Nachteilige Auswirkungen der ÖT auf hormonsensitive Tumoren
oder das Gerinnungssystem sind daher unwahrscheinlich.