Die Amnionmembran (AM) ist ein relativ einfach aufgebautes Gewebe, bestehend aus einem
Epithel und einem Stroma, das sich leicht gewinnen und gut konservieren lässt. Immuntoleranz,
Förderung der Epithelialisierung, antiinflammatorische, antiangiogene, antifibroblastische
und antimikrobielle Eigenschaften zeichnen die AM aus. In der Ophthalmologie kommt
die AM daher seit vielen Jahren zur Notversorgung des Auges zum Einsatz. Darüber hinaus
werden in jüngerer Zeit zunehmend weitere Behandlungsfelder erschlossen.
Im Hinblick auf gynäkologische Anwendungen gibt es hauptsächlich zwei Felder, in denen
AM verwendet wird: das Asherman-Syndrom (intrauterine Adhäsionen, IUA) und Vaginoplastiken.
Das Prinzip für die Anwendung der AM auf IUA ist die Verwendung eines biologisch aktiven,
mechanischen Separators nach hysteroskopischer Adhäsiolyse. Die Berichte zeigen, dass
das AM-Transplantat das klinische Ergebnis verbessert. Auch bei verschiedenen Techniken
der Vaginoplastik kann die Verwendung von AM als sicheres und einfaches Verfahren
mit guten funktionalen Ergebnissen angesehen werden.
Die AM wird im Rahmen einer geplanten Kaiserschnittgeburt mit Zustimmung der Spenderin
nach umfassender Spenderanamnese und infektionsdiagnostischer Analyse gewonnen. Sie
wird unter Reinraumbedingungen aufbereitet und umfangreichen Qualitätskontrollen (u.a.
mikrobiologische Untersuchungen) unterzogen, so dass Infektionen nahezu ausgeschlossen
sind. Die ohne Zusätze kryokonservierte AM kann seit Juli 2017 als geprüftes Arzneimittel
von der DGFG in verschiedenen Größen für die vorgenannten Anwendungsbereiche bezogen
werden.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Wirksamkeit der AM national und international
anerkannt ist und in Fachkreisen außer Frage steht. Es liegen viele Berichte vor,
deren Ergebnisse zeigen, dass der Einsatz von Amniongewebe im Vergleich zu historisch
publizierten Normen mit einem abnehmenden Trend bei den Komplikationsraten sicher
ist.