Hintergrund:
Die Inkarzeration des Bruchinhaltes mit resultierender Darmischämie stellt die gefürchtete
Komplikation einer Hernie dar. Hierbei ist die intraoperative Entscheidungsfindung
in Bezug auf die Notwendigkeit der Darmresektion bei Durchblutungsstörung nicht immer
einfach. Der Stellenwert der intraoperative Fluoreszenzangiografie mit Indocyaningrün
als Hilfsmittel zur Beurteilung der Vitalität des Darms wird in diesem Fallbericht
vorgestellt.
Fallpräsentation:
Eine 96-jährige Patientin wurde in unsere Klinik mit dem klinischen Bild eines Dünndarmileus
vorgestellt. Der Lokalbefund bei der Vorstellung zeigte eine betagte Patientin in
stark reduziertem Allgemein- und Esszustand. Die liegende Magensonde förderte Dünndarmstuhl.
In der angefertigten Computer-Tomografie des Abdomens fand sich eine eingeklemmte
Hernia Obturatoria links als Korrelat für den Ileus. Bei der diagnostischen Laparoskopie
fand sich ein eingeklemmtes Ileumsegment in der vorbeschriebenen Hernie, welche reponiert
wurde. Optisch erscheint das reponierte Darmsegment ausreichend perfundiert. Bei anschließenden
ICG Fluoreszenzangiografie stellte sich jedoch das betroffene Segment durchblutungsgestört
dar, sodass eine Segmentresektion mit Ileoileostomie vorgenommen wurde. Der Eingriff
und der postoperative Verlauf gestalteten sich regelrecht.
Diskussion:
Die Hernia obturatoria stellt mit einer Häufigkeit von knapp 1% aller Hernien eher
eine seltene Diagnose dar. Zum Zeitpunkt der Diagnose liegt in der überwiegenden Mehrzahl
der Fälle eine Darmeinklemmung mit entsprechenden Ileusbeschwerden vor. Die minimal-invasive
Behandlung stellt bei geeigneten Patienten die Therapie der Wahl dar. Darminkarzeration
stellt hierbei eine relevante Komplikation dar. Hierbei kann die objektive Beurteilung
der Darmdurchblutung eine Herausforderung darstellen. Diese Schwierigkeit lässt sich
mit der Verwendung der ICG Fluoreszenzangiografie überwinden. In dem vorgestellten
Kasus wurde die gefährdete Durchblutung des betroffenen Darmsegments erst nach ICG
Anwendung festgestellt.
Zusammenfassung:
Die ICG Fluoreszenzangiografie kann ein nutzliches Instrumentarium zur Beurteilung
der Darmdurchblutung nach Reposition eines eingeklemmten Darmsegments mit der Notwendigkeit
einer Resektion sein.