Einleitung:
Bei Patienten mit differenziertem Schilddrüsenkarzinom (DTC) kommt es aufgrund einer
verzögerten histopathologischen Diagnose oder unilateraler Parese des N. laryngeus
recurrens in vielen Fällen zur Notwendigkeit einer zweizeitig durchzuführenden Komplettierungsoperation.
Aufgrund der exzellenten Prognose des DTC geht man allerdings von keinem negativen
Outcome dieser Patienten aus.
Ziel:
Retrospektive Überprüfung, ob bei Patienten mit DTC durch Verzögerung der Komplettierungsoperation
Einfluss auf das krankheitsspezifische Überleben gegeben ist.
Methode:
In einer retrospektiven Analyse des Würzburger Schilddrüsenkarzinomregisters konnten
2258 Patienten im Zeitraum von 1980 bis 2016 mit einem DTC eingeschlossen werden.
Die demographischen Daten, das operative Prozedere sowie Komplikationen wurden ebenso
erfasst, wie das krankheitsspezifische Überleben (DSS).
Ergebnisse:
Insgesamt wurde bei 1114 Patienten eine einzeitige Thyreoidektomie (>T1b) durchgeführt.
867 Patienten (>T1b) erhielten eine Komplettierungsoperation im Rahmen eines zweizeitigen
Vorgehens. Patienten mit einem papillären Schilddrüsenkarzinom hatten signifikant
häufiger eine einzeitige Operation als Patienten mit einem follikulären Schilddrüsenkarzinom
(59,4% vs. 47%; p < 0,001).
Die Komplikationsrate (transienter Hypoparathyreoidismus und Stimmbandparese) war
zwischen der einzeitigen und der zweizeitigen Thyreoidektomie nicht signifikant unterschiedlich
(p = 0,79). In einer multivariaten Cox-Regression zeigten sich Alter bei Diagnosestellung,
T-Kategorie und Fernmetastasen als Einflussfaktoren auf das krankheitsspezifische
Überleben (p < 0,001). Im Gegensatz dazu hatte der Operationszeitpunkt, sowie das
ein- bzw. zweizeitige Vorgehen keinen signifikanten Einfluss auf die DSS (p = 0,52).
Schlussfolgerung:
Die Komplettierungthyreoidektomie zeigt bei vergleichbarer Komplikationsrate, keinen
negativen Einfluss auf das krankheitsspezifische Überleben und damit auf die Gesamtprognose
bei Patienten mit DTC.