Z Gastroenterol 2018; 56(08): e319
DOI: 10.1055/s-0038-1668967
Kurzvorträge
Gastroenterologische Onkologie
Gallenblasen- und Gallengangskarzinome: Von der Epidemiologie und Pathogenese zur medikamentösen, interventionellen und operativen Therapie – Donnerstag, 13. September 2018, 08:00 – 09:44, 22a
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Individualisierte Medizin mittels serieller CA19 – 9 Bestimmungen zur Tumorfrüherkennung bei Patienten mit Primär Sklerosierender Cholangitis

A Wannhoff
1   Klinikum Ludwigsburg, Innere Medizin I, Ludwigsburg, Deutschland
2   Universitätsklinikum Heidelberg, Innere Medizin IV, Heidelberg, Deutschland
,
J Knierim
2   Universitätsklinikum Heidelberg, Innere Medizin IV, Heidelberg, Deutschland
,
C Rupp
2   Universitätsklinikum Heidelberg, Innere Medizin IV, Heidelberg, Deutschland
,
KH Weiss
2   Universitätsklinikum Heidelberg, Innere Medizin IV, Heidelberg, Deutschland
,
D Gotthardt
2   Universitätsklinikum Heidelberg, Innere Medizin IV, Heidelberg, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
13 August 2018 (online)

 
 

    Einleitung:

    Der index of individuality (II) beschreibt des Verhältnis der inter- und intra-individuellen Varianz eines Laborwertes. Ein niedriger II zeigt einen individuellen Messwert an, für dessen Beurteilung populationsbasierte Grenzwerten nicht geeignet sind. Stattdessen ist der Reference Change Value (RCV) zum Vergleich serieller Messwerte zu bevorzugen. Patienten mit Primär Sklerosierender Cholangitis (PSC) haben ein deutliches erhöhtes Risiko an einem Cholangiokarzinom (CCA) zu erkranken.

    Ziele:

    Evaluation von seriellen CA19 – 9 Werten bei PSC Patienten, inkl. deren Einfluss auf die Diagnose eines CCA.

    Methodik:

    Retrospektive Erfassung aller CA19 – 9 Werte, ausgenommen derer zum Zeitpunkt einer bakteriellen Cholangitis, bei PSC Patienten ohne extrabiliäre Malignomen. Berechnung der intra- und inter-individuellen Varianz, des II und RCV. Analyse von CA19 – 9 im Verlauf vor CCA Diagnose.

    Ergebnis:

    1819 CA19 – 9 Werte von 248 Patienten, darunter 32 mit CCA, wurden eingeschlossen. CA19 – 9 bei 215 tumorfreien PSC Patienten lag im Median 15,6 U/ml. Bei 181 Patienten war mindestens ein weiterer Messwert verfügbar. Dabei zeigte sich 1, 2, 5, 7, 10, 15 und 20 Jahre keine signifikanten Veränderungen im Vergleich zum CA19 – 9 bei PSC Erstdiagnosen. Der II betrug 0,37 und der RCV 105,6%. Das mediane CA19 – 9 bei Erstdiagnosen eines CCA betrug 162,1 U/ml. Bereits 3 Monate vor Erstdiagnosen waren die CA19 – 9 Werte signifikant erhöht gegenüber den tumorfreien Patienten (P < 0,05) und im Vergleich zum CA19 – 9 6 Monate vor Tumordiagnose (P < 0,05). Bei 14 Patienten mit CCA war mindest ein CA19 – 9 Wert im Jahr vor Erstdiagnosen und ein Messwert davor verfügbar. Bei 11 (78,6%) dieser Patienten kam es zu einem Anstieg von mehr als 105,6%.

    Schlussfolgerung:

    CA19 – 9 bei PSC Patienten ist ein hoch individueller Messwert, der beim tumorfreien Patienten im Verlauf konstant bleibt. Bereits vor CCA-Diagnose kommt es zum signifikanten CA19 – 9 Anstieg. Eine regelmäßige CA19 – 9 Bestimmung könnte die CCA-Früherkennung verbessern. Die Verwendung des RCV trägt der Individualität des Messwertes Rechnung und die Studie könnte als Basis für eine individuellere Betrachtung von Messwerten bei Patienten mit chronischen gastrointestinalen Erkrankungen dienen.


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