Hintergrund:
Ein 45-jähriger Patient aus Armenien stellte sich mit einem zufallsbefundlich festgestellten
1,4 cm großen, PET-positiven Rundherd im rechten Unterlappen zur weiteren Abklärung
vor. Bei anamnestisch Z.n. Nikotinabusus und V.a. ein primäres Lungenkarzinom wurde
die Indikation zur operativen Versorgung gestellt. Thorakoskopisch konnte der suspekte
Rundherd reseziert werden. Der intraoperative Schnellschnitt ergab keinen Hinweis
auf Malignität. Der postoperative Verlauf gestaltete sich unauffällig. Der histologische
Befund zeigte eine pulmonale Myasis (Fliegenmadenkrankheit) durch die Spezies Gastrophilus.
Der postoperative Verlauf gestaltete sich unauffällig und der Patient wurde am 5.
postoperativen Tag entlassen.
Ergebnis:
Die Pulmonale Myiasis ist eine seltene Manifestation der Fliegenmadenkrankheit. In
der Literatur wurden bisher nur 8 Fälle beschrieben, dieser Fall ist der erste in
Europa. Es gibt keine speziellen klinischen, laborchemischen oder radiologischen Zeichen
der Erkrankung. Die Symptomatik kann von beschwerdefrei, bis hin zum Abhusten der
Maden oder zur lebengefährlichen eosinophilen Pneumonie reichen. Erreger sind die
Fliegenmaden Cuterebra fontinella, Megaselia spicularis, Alouattamyia baeri, Lucilia,
Gasterophilus genera und Cuterebrinae. Nach unseren Kenntnissen ist das der erste
Myasisfall, der als PET-positiver Rundherd beschrieben ist und nur einmal wurde bisher
eine pulmonale Myasis durch die Spezies Gastrophilus beschrieben.
Schlussfolgerung:
Die pulmonale Myasis sollte in der Differentialdiagnose eines PET-positiven Lungenrundherdes
eingeschlossen werden. Die Symptomatik kann variieren. Die thorakoskopische Resektion
bei einem asymptomatischen Patienten ist diagnostisch und kurativ.