Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0038-1667941
Sexuelle Bedenken in Abhängigkeit von soziodemographischen Faktoren, sexueller Funktion und Bindung
Publication History
Publication Date:
06 August 2018 (online)
Einleitung:
Sexuelle Probleme und Störungen sind in der Bevölkerung weit verbreitet und wichtige Aspekte der Gesundheit, der Partnerschaft sowie Lebens- und sexueller Zufriedenheit. Trotz hoher Prävalenzraten fehlen Behandlungsangebote für Patienten und Patientinnen mit sexuellen Funktionsstörungen. Um Versorgungsangebote zu verbessern, ist es relevant zu untersuchen, welche Konstrukte für eine Behandlung entscheidend sein könnten. In diesem Kontext sollen sexuelle Bedenken näher betrachtet werden und ihre Abhängigkeit von soziodemographischen Aspekten, sexuellen Problemen und Bindungsangst bzw. Bindungsvermeidung untersucht werden.
Material & Methoden:
In einer Online-Erhebung im Querschnitts-Design wurden unter anderem sexuelle Bedenken (FSB), Bindung (ECR-R), sexuelle Funktionsstörungen (FSFI, PEP, IIEF-5-Score) und soziodemographische Faktoren erhoben. Erfasst wurden Daten von 972 Personen im Alter von 18 – 85 Jahren (MW 29,6; SD 10,4).
Ergebnisse:
Von 959 Personen lagen bei 38,9% (N = 373) Hinweise auf sexuelle Probleme vor. Varianzanalytische Testungen ergaben, dass Personen mit sexuellen Problemen signifikant höhere Werte auf allen Ebenen der sexuellen Bedenken zeigten, z.B. sexuelles Selbstverständnis (F = 80,1; p < 0,001). Zudem gab es signifikante Geschlechtereffekte. Frauen zeigten mehr Bedenken auf den Skalen sexuelle Kommunikation (F = 17,4; p < 0,001) und sexuelles Selbstverständnis (F = 23,7; p < 0,001). Die Skala Bindungsangst hing mit allen sexuellen Bedenken, außer dem Körperbild, signifikant zusammen. Die Skala Bindungsvermeidung war vor allem verbunden mit Bedenken bezüglich sexueller Beziehungsfähigkeit, sexueller Kommunikation, sexuellen Schuldgefühlen und sexuellem Selbstverständnis.
Diskussion:
Sexuelle Bedenken sind für die Behandlung sexueller Funktionsstörungen hochrelevante Konstrukte. Dabei gibt es allgemeine Faktoren, wie Bedenken bezüglich des Körperbildes, die fast alle Personen zu teilen scheinen. Außerdem gibt es spezielle Dimensionen, wie sexuellen Leistungsdruck, der vor allem mit erhöhter Bindungsangst einherging oder Bedenken bezüglich sexueller Beziehungsfähigkeit, welche einen starken Bezug zu Bindungsvermeidung aufwies.
Schlussfolgerung:
Sexuelle Bedenken sind störungsrelevante Marker, welche sich anhand von Patientenmerkmalen unterscheiden können. Bei der Behandlung sexueller Funktionsstörungen sollten spezifische sexuelle Bedenken mit einbezogen werden.