Hintergrund:
Tabakkonsum erhöht das Risiko an Tuberkulose (TB) zu erkranken und verschlechtert
deren Prognose. In Pakistan sind die Prävalenzen von Tabakkonsum (33%) und Tuberkulose
(TB) (400.000 neue Fälle/Jahr) hoch. In der EU-finanzierten TB&Tobacco-Studie (ISRCTN43811467)
wird eine Verhaltensintervention (VI) zur Tabakentwöhnung in 14 TB-Kliniken implementiert
und zusätzlich ein pharmakologischer RCT durchgeführt. Dieser Vortrag beschreibt qualitative
Ergebnisse der Prozessevaluation der VI.
Methoden:
Die VI vermittelt theoriegeleitete Botschaften zu TB, Tabakrisiken und Tabakentwöhnungsmaßnahmen
durch ein strukturiertes Gespräch zwischen Klinikmitarbeitenden und Patient_innen.
In zwei Fallstudien-Kliniken wurden leitfadengestützte Interviews mit Mitarbeitenden
und Patient_innen geführt. Deduktive Kodierung erfolgte anhand des Comprehensive Framework
for Implementation Research. Hier analysieren wir 8 Interviews mit Mitarbeitenden
(2017/2018) und 10 Interviews mit Patient_innen (2017).
Ergebnisse:
Die Klinikmitarbeitenden sind hochmotiviert für die Umsetzung, sehen sich jedoch durch
die Länge der Intervention (10 – 20 Min.) belastet. Geschlechtsspezifisches Stigma
des Rauchens ist ein Problem in der Ansprache der Patient_innen. Diese wiederum sind
durch die TB-Diagnose empfänglich für die Botschaften und nennen den Wunsch, zum Wohle
der Familienangehörigen mit dem Tabakkonsum aufzuhören. Ständige Verfügbarkeit von
Tabak im sozialen Umfeld erschwert jedoch möglicherweise den Rauchstopp.
Schlussfolgerungen:
Die TB-Klinik als Interventionssetting für Tabakentwöhnung erlaubt, die TB-Diagnose
als „teachable moment“ zu nutzen. Für flächendeckende Implementierung kann das Material
noch stärker an die Arbeitsabläufe angepasst werden.