Hamostaseologie 1995; 15(02): 92-99
DOI: 10.1055/s-0038-1655293
Medizingeschichte/History of Medicine
Schattauer GmbH

Hämostase, Thrombose und Embolie

Historische Konzepte zur Physiologie und Pathologie der Blutgerinnung
Axel Bauer
1   Institut für Geschichte der Medizin der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
,
Kerstin Mall
1   Institut für Geschichte der Medizin der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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Publication Date:
26 June 2018 (online)

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Zusammenfassung

Die Beschreibung von Physiologie und Pathologie der Blutgerinnung folgte in ihrem historischen Verlauf seit der griechischen Antike dem jeweils vorherrschenden Konzept der Medizin. Dementsprechend wurden unterschiedliche Hypothesen und Theorien über die vermutlichen Ursachen der Hämostase aufgestellt. Während unter dem Einfluß der Humoralpathologie vor allem die spekulative schwarze Galle in ätiologischer Hinsicht bedeutsam schien, wurden seit dem 17. Jahrhundert im Gefolge neuer solidarer, iatrophysikalischer und iatrochemischer Konzepte zunehmend die korpuskulären Blutbestandteile sowie die physiologischen Mechanismen der Hämostase untersucht. Dabei traten mehrere Theorien in Konkurrenz zueinander, die entweder physikalische Faktoren oder biochemische Reaktionen stärker betonten. Das interdisziplinäre Zusammenwirken vieler Wissenschaftler im Rahmen eines längerfristigen historischen Prozesses wird anhand des mehr als zweihundert Jahre dauernden mehrstufigen Forschungsweges von William Harveys Theorie des Blutkreislaufs (1628) bis zur Formulierung von Rudolf Virchows Embolie-Konzept (1856) erläutert.