Fragestellung:
Prophylaktische Mastektomien (PM) werden bei Frauen mit pathogenen BRCA 1/2-Mutationsstatus zunehmend häufig durchgeführt. Das onkologische Risiko von postoperativem
Restdrüsengewebe (RDG) ist nicht geklärt. Daher sollten Häufigkeit, Lokalisation und
Volumen von RDG in Abhängigkeit von der OP-Indikation und dem Langzeitverlauf (beidseits
prophylaktisch vs. einseitig therapeutisch und kontralateral prophylaktisch) überprüft
werden.
Methodik:
Aus dem Register des Zentrums Familiärer Brust- und Eierstockkrebs (ZFBEK) wurden
alle Frauen extrahiert, die von 2006 bis 2016 eine PM und eine postoperative MR-Mammografie
(MRM) erhalten hatten. Zwei Radiologinnen werteten zunächst unabhängig voneinander
und anschließend im Konsens die Index-MRM anhand eines strukturierten elektronischen
Erhebungsbogens aus, der die klinischen Basisdaten und bildmorphologischen Kriterien
erfasste. Das RDG-Volumen wurde unabhängig voneinander durch 3 Radiologen bestimmt
und elektronisch quantifiziert.
Ergebnis:
In dem Erhebungszeitraum wurden 170 Frauen des ZFBEK in unterschiedlichen Kliniken
mastektomiert und erhielten eine postoperative MRM. Beidseitige PM lagen bei 70 Patientinnen
bzw. 140 Mammae (41,2%), einseitige PM und kontralateral kurative ME bei 100 Patientinnen
bzw. 200 Brüsten (58,2%) vor. RDG war überwiegend retromamillär lokalisiert, bei 68
beidseitigen PM (48,6%) unifokal, bei 7 beidseitigen PM (5%) multifokal. RDG war statistisch
auffällig seltener bei einseitigen PM und kontralateralen kurativen Mastektomien (p
< 0,0001). Es zeigte sich ein Trend zu einer höheren Anzahl an Mastektomien mit RDG
in den späteren Erhebungsjahren. Über die Subgruppenanalyse wird berichtet. Bislang
wurde ein Mammakarzinom nach PM detektiert.
Schlussfolgerung:
Die Ergebnisse legen nahe, dass die OP-Indikation die Radikalität des operativen Vorgehens
beeinflusst. Dies spiegelt möglicherweise den Anspruch der Patientinnen und der Operateure
nach ausgewogenen psychologisch-ästhetischen Behandlungskonzepten wieder.