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DOI: 10.1055/s-0038-1647219
Gewichtmachen im Judo während der aktiven Karriere ist ein möglicher Faktor für Essstörungen
Publication History
Publication Date:
04 June 2018 (online)
Hintergrund:
Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist aufzuzeigen, dass (ehemaliges) Gewichtmachen (zur Zeit der aktiven Karriere) einen Einfluss auf das heutige Essverhalten von ehemaligen Athleten haben kann. Der Begriff Gewichtmachen umfasst die kurzfristige Reduzierung des Körpergewichtes durch extremes Schwitzen und/oder Flüssigkeits- und/oder Nahrungsmittelrestriktion. Judo ist eine Gewichtsklassensportart. Viele Athleten reduzieren vor einem Wettkampf ihr Körpergewicht, um in einer niedrigeren Gewichtsklasse an den Start gehen zu können. Die Sportler erhoffen sich dadurch einen Vorteil gegenüber ihren Konkurrenten. Diese Praxis hat Auswirkungen auf die Gesundheit und das Essverhalten.
Methode:
Judotrainer (12 Frauen und 16 Männer; Alter = 33,75 ± 10,9) absolvierten den Fragebogen zum Essverhalten (FEV-R) mit den Skalen kognitive Kontrolle, rigide Kontrolle und flexible Kontrolle und Störbarkeit. Zusätzlich wurde der SCOFF-Fragebogen (Sick, Control, One, Fat, Food) als Screenings Instrument für Essstörungen eingesetzt, sowie ein selbst entwickelter Fragebogen für die Erhebung von Daten zum damaligen Gewichtmachen. Die Analyse der Daten erfolgte durch das Statistik Programm SPSS 23. Statistische Tests wurden mittels Chi-Quadrat, Mann-Whitney-U-Test, T-Test sowie Kolmogorov-Smirnov-Test durchgeführt.
Ergebnisse:
Über 90% der ehemaligen Athleten haben zum Zeitpunkt ihrer aktiven Zeit Gewicht gemacht. 33,3% der Probanden haben mehr als 5% ihres Körpergewichtes während des Gewichtmachens verloren. Probanden, die in jungen Jahren mit dem Gewichtmachen angefangen haben erzielten auf den Skalen kognitive Kontrolle (6,70 ± 2,95), rigide Kontrolle (6,10 ± 3,35) und flexible Kontrolle (6,20 ± 2,90) des Essverhaltens höhere Werte im Gegensatz zu der Gruppe die spät mit dem Gewichtmachen angefangen hat. Ein statistisch signifikanter Zusammenhang konnte zwischen dem Geschlecht und der Variable Essstörungs-Verdacht aufgezeigt werden (p = 0,024; Cramers-V = 0,444; Kontingenzkoeffizient = 0,404). Zudem besteht ein Zusammenhang zwischen der Skala flexible Kontrolle des Essverhaltens und der Variable Essstörungsverdacht (p = 0,028; Cramers-V = 0,523; Kontingenzkoeffizient = 0,464).
Schlussfolgerung:
Gewichtmachen wird innerhalb der Sportart Judo von einer Vielzahl an Athleten praktiziert. Anzeichen für ein verändertes Essverhalten und Verdachtsfälle für Essstörungen konnten im Zuge der Untersuchung aufgedeckt werden. Es sind weitere Untersuchungen notwendig, um die Dringlichkeit von Präventionsmaßnahmen im Judo zu belegen.
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