Aktuelle Ernährungsmedizin 2018; 43(03): 221
DOI: 10.1055/s-0038-1647171
Postersitzung I
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mainzer Mangelernährungsscreening versus NRS-2002 zur Beurteilung des Mangelernährungsrisikos bei stationären Patienten

N Berghof
1   Hochschule Neubrandenburg – University of Applied Science, Klinische Diätetik und Ernährung, Neubrandenburg, Germany
2   Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg – Universität, Schwerpunkt Endokrinologie, Stoffwechsel und Ernährungsmedizin, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Mainz, Germany
,
L Valentini
1   Hochschule Neubrandenburg – University of Applied Science, Klinische Diätetik und Ernährung, Neubrandenburg, Germany
2   Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg – Universität, Schwerpunkt Endokrinologie, Stoffwechsel und Ernährungsmedizin, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Mainz, Germany
,
S Ramminger
1   Hochschule Neubrandenburg – University of Applied Science, Klinische Diätetik und Ernährung, Neubrandenburg, Germany
2   Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg – Universität, Schwerpunkt Endokrinologie, Stoffwechsel und Ernährungsmedizin, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Mainz, Germany
,
MM Weber
1   Hochschule Neubrandenburg – University of Applied Science, Klinische Diätetik und Ernährung, Neubrandenburg, Germany
2   Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg – Universität, Schwerpunkt Endokrinologie, Stoffwechsel und Ernährungsmedizin, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Mainz, Germany
,
C Fottner
1   Hochschule Neubrandenburg – University of Applied Science, Klinische Diätetik und Ernährung, Neubrandenburg, Germany
2   Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg – Universität, Schwerpunkt Endokrinologie, Stoffwechsel und Ernährungsmedizin, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Mainz, Germany
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Publication History

Publication Date:
04 June 2018 (online)

 
 

    Fragestellung:

    Die Konsequenzen der Mangelernährung belasten neben dem Einzelnen (z.B. erhöhte Komplikationsrate) auch das deutsche Gesundheitssystem. Zusätzlich zur Problematik des häufigen Nichterkennens von Mangelernährung, finden unterschiedliche Screeninginstrumente Anwendung. Dies erschwert die Vergleichbarkeit von Resultaten. Primäres Ziel war es, das im Mainzer Universitätsklinikum entwickelte Mainzer Mangelernährungsscreening (MSS) mit dem Nutritional Risk Screening 2002 (NRS-2002) zu vergleichen. Zusätzlich wurden Patientenaussagen zu Gewicht- und Körpergröße mit den aktuell erhobenen Werten in Verbindung gesetzt.

    Methoden:

    Von 1.7.-30.9.2016 wurden an der Universitätsklinik Mainz 323 chirurgische oder internistische Patienten konsekutiv maximal 72h nach Aufnahme auf 5 Stationen von einer Diätassistentin (N.B.) erfasst (63% männlich, 60 ± 15,4 Jahre, BMI: 27,4 ± 6,2 kg/m2). Es wurde zuerst der MMS mit Eigenangaben zu Körpergewicht und -größe, nachfolgend zusätzlich der NRS-2002 mit aktuell gemessenen Werten erfasst (seca 7702, Hamburg). Der MMS war bei 243 Patienten, der NRS-2002 bei 192 Patienten auswertbar. Zur Erfassung der Mangelernährungsprävalenz wurden die ESPEN-Diagnosekriterien verwendet.

    Ergebnisse:

    Das MMS detektierte prozentuell mehr Risikopatienten als der NRS-2002 (45,2% (n = 110/243) vs. 40,6% (n = 78/192)). Die Risikoeinschätzung beider Instrumente stimmte zu 76,3% überein. In Korrelation zu den ESPEN-Kriterien zeigte der MMS eine Sensivität von 100%, der NRS-2002 dagegen 92,3% (22/24). Die Spezifität des MMS lag mit 71,8% nur etwas niedriger als der NRS-2002 mit 75,7%. Der negative prädikative Wert des MMS lag bei 100% während der NRS-2002 98,8% und somit eine falsch negativ Rate von 7,7% generierte.

    Nur 15% (n = 37) der Studienteilnehmer gaben ihre exakte Körpergröße an (Abweichung: 0 cm). Lediglich 18 Patienten (6,9%) konnten ihr Körpergewicht exakt einschätzen (Abweichung: max.± 0,4 kg). Abweichungen von ≥2 kg, zeigten sich bei knapp 20%. Die Differenz von geschätztem zu gemessenem BMI lag zwischen -13,8 und +2,1 kg/m2 (p < 0,001).

    Zu 80% lag der auf Eigenangaben beruhende BMI unter dem wahren Wert. Das Ausmaß der Abweichungen korrelierte positiv mit dem Alter (p = 0,001).

    Schlussfolgerung:

    Der MMS ist ein sensitives Instrument zur Detektion einer Mangelernährung im klinischen Alltag. Bei mindestens vergleichbarer Sensitivität wie der NRS-2002 zeichnet er sich durch eine einfache Durchführung und hohe Praktikabilität aus.