Geburtshilfe Frauenheilkd 2018; 78(03): 299
DOI: 10.1055/s-0038-1635246
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Postradiogene Morphea der Brust: Ein Fallbeispiel

T Trapp
1   Abteilung für Gynäkologie, Universitätsfrauenklinik, Medizinische Universität Graz
,
R Partl
2   Universitätsklinik für Strahlentherapie, Medizinische Universität Graz
,
G Tauber
2   Universitätsklinik für Strahlentherapie, Medizinische Universität Graz
,
G Tomasch
1   Abteilung für Gynäkologie, Universitätsfrauenklinik, Medizinische Universität Graz
,
V Schneider
1   Abteilung für Gynäkologie, Universitätsfrauenklinik, Medizinische Universität Graz
,
P Regitnig
3   Institut für Pathologie, Medizinische Universität Graz
,
K Tamussino
1   Abteilung für Gynäkologie, Universitätsfrauenklinik, Medizinische Universität Graz
,
V Bjelic-Radisic
1   Abteilung für Gynäkologie, Universitätsfrauenklinik, Medizinische Universität Graz
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
21. März 2018 (online)

 
 

    Fragestellung:

    Beim frühen Mammakarzinom ist die postinterventionelle Bestrahlung bei Brusterhalt Goldstandard. Im Rahmen der Bestrahlung bedingte dermatologische Krankheitsbilder kommen in 90% vor und äußern sich als Erythem mit trockener Haut. In seltenen Fällen kommt es zur Entwicklung einer zirkumskriptiven Sklerodermie (Morphea), die im Endstadium zur kompletten fibrotischen Involution der Mamma führt.

    Anhand eines Fallberichts soll das seltene Krankheitsbild vorgestellt werden.

    Fallbeispiel:

    Die 73-jährige Patientin stellte sich mit histologisch verifiziertem Mammakarzinom rechts (cT1b,cN1, M0, G-1, NST, Ö- Rez. 100% pos., P-Rez. 80% pos., Her-2-Neu negativ KI-67: 10%) vor. Im Rahmen einer Studie wurde sie 4 Monate neoadjuvant mit AI und CDK4/6 Inhibitoren therapiert. Anschließend erfolgte die komplikationslose Segmentresektion mit simultaner SN-Biopsie. Die endgültige Histologie ergab ein Mammakarzinom, ypT1b,N 0 bei 0/3, M0, G-1, NST, Ö- Rez. 100% pos., P-Rez. 70% pos., Her-2-Neu negativ, KI-67: 5%.

    Entsprechend der geltenden Richtlinien wurde eine postoperative Bestrahlung durchgeführt und eine antihormonelle Therapie mit dem AI fortgeführt.

    Die Bestrahlung erfolgte im Sinne einer Photonenbestrahlung inkl. Suprafeld mit Aufsättigung des Tumorbettes.

    Ergebnisse:

    Während der Bestrahlung zeigten sich eine Hautrötung und Epitheliolysen (CTCAE 2), welche bereits nach 4 Wochen abklangen.

    Zwei Monate später trat im bestrahlten Areal eine indurierte Hyperpigmentierung auf. Im Rahmen der folgenden vier Monate zeigte sich ein ausgeprägtes zirkumskriptives Cutisödem bei progredientem fibrotischerm Umbau der Brust, welcher zur entstellenden Asymmetrie führte. Eine stanzbioptische Abklärung ergab bei histologisch chronischer Dermatitis mit ausgeprägter Fibrose und Pannikulitis die Diagnose einer Morphea.

    Diskussion:

    Die post-radiogene Morphea wurde erstmals 1905 beschrieben und gehört zu den äußerst seltenen Nebenwirkungen einer Radiatio. Seit 1989 wurden insgesamt 83 Fälle publiziert. Differentialdiagnostisch kommt vom klinischen Bild eine diffuse Lymphangiosis carcinomatosa cutis in Frage. In 88% tritt sie in der Mamma auf und dies meist im Rahmen des ersten Jahres nach abgeschlossener Radiatio. Risikofaktoren für die Entwicklung einer Morphea sind derzeit unbekannt.


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