Osteologie 2013; 22(02): 87-92
DOI: 10.1055/s-0038-1630116
Osteologie des Kindes- und Jugendalters
Schattauer GmbH

Mehr Muskulatur – gesündere Knochen?

Muskel und Knochen als funktionelle EinheitMore muscles – stronger bones?The functional muscle-bone unit
H. Hoyer-Kuhn
1   Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Uniklinik Köln
,
O. Semler
1   Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Uniklinik Köln
2   UniReha, Uniklinik Köln
,
E. Schoenau
1   Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Uniklinik Köln
2   UniReha, Uniklinik Köln
› Author Affiliations
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Publication History

eingereicht: 06 April 2013

angenommen: 12 April 2013

Publication Date:
30 January 2018 (online)

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Zusammenfassung

Aufgrund einer steigenden Anzahl von Osteo porose-Erkrankungen gilt es, präventive Ansätze zu finden, um das Risiko spontaner Frakturen im höheren Lebensalter zu reduzieren. Lange wurde postuliert, dass Frakturen aufgrund einer reduzierten Knochenmasse entstehen. Das Konzept der “Peak Bone Mass” beruht auf der Hypothese, dass eine Anhäufung von Knochenmasse in der Adoleszenz die Frakturrate im Alter senken könne. Die Knochenmasse beschreibt jedoch nur, wie viel Knochenmasse absolut ein Individuum besitzt, nicht jedoch, ob die Knochen die erforderliche Festigkeit aufweisen. Die Knochenmasse ist vielmehr eine Funktion aus Körperlänge und muskulärer Beanspruchung, weniger jedoch des Alters. Die Knochenfestigkeit wird dabei durch verschiedene Einflussfaktoren geregelt, wie das Osteozytennetzwerk “Mechanostat”, das die aktuelle Beanspruchung misst und Adaptationsvorgänge einleitet, aber auch durch Hormone, Ernährung und Medikamente. Von der Beschreibung der reinen Knochenmasse aus ist, basierend auf diesen regulierenden Faktoren und Erkenntnissen über die Interaktion der aufgeführten Faktoren, das Konzept der funktionellen Muskel-Knochen-Einheit entstanden, welches beschreibt, dass die Entwicklung und der Erhalt der knöchernen Stabilität mit ihrer Festigkeit von der Muskulatur abhängig ist. In der Schlussfolgerung muss bei auftretenden Frakturen sowohl in der adulten Medizin als auch in der Pädiatrie zur Beurteilung des Skelettsystems die Muskulatur mit einbezogen werden, um eine Aussage darüber treffen zu können, ob es sich um eine primäre oder sekundäre Knochenerkrankung handelt.

Summary

To prevent osteoporosis and atraumatic fractures in the elderly different concepts for bone mass accumulation have been described. It was postulated that fractures are based on reduced bone mass. The peak bone mass concept implies that optimal skeletal development during childhood and adolescence will prevent fractures in late adulthood. Measuring bone mass is only a surrogate for bone strength but can not be regarded as a measure of individual's fracture risk. Bone mass is a function of height and mechanical loads. Bone strength is regulated and adapted by osteoblasts and osteoclasts depending on mechanical loads which are detected by the mechanostat (osteocytes). Additionally, non-mechanical factors as hormones and nutrition can influence bone strength and adaption. Thus, bone mass follows the development of body mass and muscle strength. Preservation of bone strength needs continuously mechanical loads. Measuring the ratio of muscle force to bone strength and analyzing the results of this functional muscle bone unit is a new approach to distinguish between a primary and secondary bone disease.