Nervenheilkunde 2006; 25(03): 142-146
DOI: 10.1055/s-0038-1626454
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Schattauer GmbH

Medikamentöse Förderung der motorischen Rehabilitation nach akuter Hirnschädigung

Medical treatment of motoric rehabilitation after acute stroke
T. Winter
1   Neurologische Rehabilitationsklinik, Kliniken Beelitz GmbH, Beelitz-Heilstätten
,
J. Wissel
1   Neurologische Rehabilitationsklinik, Kliniken Beelitz GmbH, Beelitz-Heilstätten
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Publication Date:
19 January 2018 (online)

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Zusammenfassung

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich das Konzept der neuronalen Plastizität im Tiermodell sowie in Untersuchungen mittels funktioneller Bildgebung beim Menschen als tragfähig erwiesen. Das physiologisch-anatomische Korrelat der funktionellen motorischen Erholung kann nach fokalen Hirnschädigungen schlüssig abgebildet werden. In diesem Zusammenhang entwickelte sich ein erweitertes Verständnis der zentralen, transmittervermittelten Prozesse bei der Restitution motorischer Funktionsdefizite bei Patienten nach ischämischem Hirninfarkt. Die in diesem Modell für eine möglichst weitgehende Erholung der Funktion als günstig postulierten Vorgänge waren in den letzten Jahren Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Tierexperimentelle Daten von Feeney lieferten die erste Hinweise, dass noradrenerge Effekte, in Kombination mit Bewegung, die Wiederherstellung der motorischen Funktion signifikant fördern. Übertragen auf den Menschen untersuchten Walker-Batson und Kollegen die Wirkung von D-Amphetamin zusätzlich zur motorischen Übungsbehandlung an Schlaganfallpatienten. Die zunächst ermutigenden Ergebnisse konnten jedoch von anderen Arbeitsgruppen nicht nachvollzogen werden, so dass die Gabe von D-Amphetamin zur Unterstützung der motorischen Rehabilitation derzeit nicht empfohlen werden kann. Die Anwendung der gepulsten L-Dopa-Gabe zeitnah vor einer Physiotherapie ist dagegen in einer Arbeit von Scheidtmann et al. belegt und findet mittlerweile klinische Anwendung. Des Weiteren wurde in zum Teil kleineren Patientenkollektiven der Effekt von selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern (SSRI) und Methylphenidat untersucht. Dabei haben sich Hinweise ergeben, dass sich auch die Gabe dieser Substanzen auf die motorischer Rehabilitation günstig auswirkt. Große, multizentrische Studien sind notwendig um darzustellen, ob und wie pharmakologische Interventionen ergänzend zu Physiotherapie die motorische Restitution nach Hirninfarkt fördern können.

Summary

In the last decade the model of cerebral neuronal plasticity proved to be an appropriate model for physiological and anatomical correlates of functional restitution after focal brain lesions in animal experiments as well as in human studies on functional imaging. Feeney showed in an animal model the beneficial aspects of noradrenergic neurotransmission on motor recovery by administering d-amphetamine. Walker-Batson and colleagues examined the effect of d-amphetamine in addition to physiotherapy in stroke patients and showed better outcome of motor recovery in treated patients as compared to controls. However later studies however could not reproduce these promising results. Thus today d-amphetamine can not be recommended for pharmacological treatment to enhance training effects of physiotherapy in the post acute phase following stroke. Scheidtmann et. al. showed thata pulsed application of L-dopa given in addition to physiotherapy can improve restitution of motor function after stroke. This lead to the increasing clinical use of L-dopa accompanying motor training in clinical rehabilitation. Other drugs such as selective serotonine reuptake inhibitors (SSRI) and methylphenidate might be useful to support motor rehabilitation according to studies with small samples of stroke patients. To evaluate the use of these drugs in order to support motor rehabilitation to enhance training effects in post acute stroke treatment further multi center studies are necessary.