Nervenheilkunde 2004; 23(09): 539-544
DOI: 10.1055/s-0038-1626419
Original- und Übersichtsarbeiten - Original and Review Articles
Schattauer GmbH

Behandlungseffekte auf Verhaltensstörungen, psychotische und somatische Symptome bei Patienten mit Demenz

Ein Vergleich zwischen Melperon und RisperidonPharmacological effects in the treatment of behavioural and somatic symptoms of dementiaA comparison between risperidone and melperone
M. Haupt
1   Schwerpunktpraxis Hirnleistungsstörungen, Neuro-Centrum Düsseldorf
,
A. Schmitt
2   Medizin und Forschung, Janssen-Cilag GmbH Neuss
,
S. Schwalen
2   Medizin und Forschung, Janssen-Cilag GmbH Neuss
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Publication Date:
18 January 2018 (online)

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Zusammenfassung

Verhaltensstörungen und psychotische Symptome bei Demenzen werden überwiegend mit Neuroleptika behandelt. Risperidon ist bisher als einziges atypisches Neuroleptikum zur Behandlung von Aggressivität oder psychotischen Symptomen bei Demenz-Patienten zugelassen, wobei im März 2004 die Indikation hinsichtlich schwerer, chronischer Aggressivität, durch die sich die Patienten selbst und andere gefährden, oder psychotische Symptome, durch die die Patienten erheblich beeinträchtigt werden, spezifiziert wurde. In der vorliegenden offenen prospektiven Untersuchung wurden die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Risperidon im Vergleich zu Melperon bei einem Patientenkollektiv erfasst, für das noch die weiter gefasste Indikation vor März 2004 galt, sodass auch Demenz-Patienten mit leichterer Ausprägung von Aggressivität und psychotischen Symptomen dokumentiert werden konnten. Bei 302 leicht-und mittelgradig dementen Patienten in Praxen von niedergelassenen Ärzten war Risperidon gegenüber Melperon wirksamer über den 4-wöchigen Behandlungszeitraum bei psychotischen Symptomen (z. B. Wahn, Halluzinationen) und Verhaltensstörungen (z.B.Misstrauen) und bewirkte eine signifikante Reduktion von somatischen Symptomen wie Tagesmüdigkeit, Tagesschlaf, aber auch Schwindel und Gangunsicherheit. Das Sturzrisiko war unter Risperidon 4-fach geringer als unter Melperon. Die Verträglichkeit war bei beiden Substanzen sehr gut. Unerwünschte Ereignisse traten unter Risperidon bei 7,2% und unter Melperon bei 14,8% der Patienten auf. Die Inzidenz gering ausgeprägter EPS-Symptomatik war in beiden Gruppen sehr niedrig. Zerebrovaskuläre Ereignisse traten in dieser Studie weder unter Risperdal noch unter Melperon auf. Die Ergebnisse dieser Studie bestätigen die gute Wirksamkeit von Risperidon in der Behandlung von psychotischen Symptomen, Aggressivität und weiteren Verhaltensstörungen bei Demenz. Darüber hinaus belegen die Ergebnisse dieser Studie die positiven Effekte einer Behandlung mit Risperidon auf somatische Störungen, die mit dem Krankheitsbild einer Demenz assoziiert sind.

Summary

Behavioural symptoms of dementia are predominantly treated with neuroleptics. The atypical neuroleptic risperidone (Risperdal® 1 mg) is the only drug approved by the German authorities in the treatment of aggressive behaviour and psychological symptoms of dementia. This open, prospective trial examined the efficacy and safety of risperidone compared to melperone. Risperidone was more effective than melperone in the treatment of behavioural and psychological symptoms (e.g. mistrust, aggression, delusions) as well as selected somatic symp-toms of dementia (dizziness, abnormal gait, daytime sleep and somnolence) in a sample of 302 patients with mild to moderate dementia recruited by general practitioners. Furthermore, the incidence of falls was 4 times lower in the risperidone group compared with the melperone group. Both substances were well tolerated. Adverse events occurred in 7.2% of patients with risperidone and in 14.8% of patients treated with melperone. The incidence of mild EPS (extrapyramidal symptoms) was low in both groups. The findings of the present study demonstrate the first-line position of risperidone in the treatment of behavioural and psychological symptoms of dementia. In addition, the results demonstrate the positive effects of the treatment with risperidone on somatic symptoms, which are associated with dementia.