Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2004; 32(05): 276-285
DOI: 10.1055/s-0037-1622429
Hund/Katze
Schattauer GmbH

Vorkommen und Behandlung von knöchernen Metaplasien in den am medialen Epikondylus des Humerus entspringenden Beugesehnen beim Hund

Incidence and treatment of metaplasia in the flexor tendons attached to the medial humeral epicondyle in the dog
Andrea Meyer-Lindenberg
1   Aus der Klinik für kleine Haustiere (Direktor: Prof. Dr. I. Nolte)
,
Verena Heinen
1   Aus der Klinik für kleine Haustiere (Direktor: Prof. Dr. I. Nolte)
,
Marion Hewicker-Trautwein
2   Institut für Pathologie (Direktor: Prof. Dr. W. Baumgärtner) der Tierärztlichen Hochschule Hannover
,
I. Nolte
1   Aus der Klinik für kleine Haustiere (Direktor: Prof. Dr. I. Nolte)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
05. Januar 2018 (online)

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Zusammenfassung:

Gegenstand und Ziel: In der Literatur existieren nur wenige Berichte über Metaplasien in den am medialen Epikondylus des Humerus entspringenden Beugesehnen (MEHB) als Ursache einer Lahmheit beim Hund. Daher sollte das Vorkommen dieser Erkrankung im eigenen Patientengut untersucht und zudem die Behandlungsergebnisse überprüft werden. Material und Methoden: Binnen fünf Jahren wurden alle Hunde mit einer Lahmheit der Vordergliedmaße in die Untersuchung einbezogen, die eine entsprechende Metaplasie aufwiesen. Die Diagnose wurde röntgenologisch gestellt. Vor der chirurgischen Entfernung der Veränderung erfolgte eine arthroskopische Untersuchung des Ellbogengelenks, um möglicherweise gleichzeitig bestehende Erkrankungen zu diagnostizieren und zu behandeln. Die Nachuntersuchung fand frühestens sechs Monate post operationem durch eine klinische und radiologische Kontrolle sowie eine Besitzerbefragung statt. Ergebnisse: Im Untersuchungszeitraum wurde bei 23 Hunden (26 Gelenke) eine MEHB diagnostiziert. Die Rasse Labrador Retriever war mit acht Tieren (34,7%) am häufigsten betroffen. Sowohl junge als auch ältere Hunde ohne (n = 5) bzw. mit gering-(n = 8), mittel(n = 5) oder hochgradiger (n = 8) Arthrose waren erkrankt. Bei neun Gelenken lagen außer der Metaplasie keine anderen Erkrankungen des Ellbogengelenks vor. Sechsmal wurde zusätzlich ein fragmentierter Processus coronoideus medialis der Ulna (FPC), davon einmal mit gleichzeitiger Osteochondrosis dissecans der Trochlea humeri (OCD), und zweimal eine alleinige OCD nachgewiesen. Ein operativer Eingriff mit Entfernung der Metaplasie erfolgte bei 22 Gelenken. Alle betroffenen Hunde konnten nach durchschnittlich 18 Monaten nachuntersucht werden. In 15 Fällen war das Behandlungsergebnis »gut«. Fünfmal lautete das Resultat »befriedigend« und zweimal »unbefriedigend«. Röntgenologisch ließ sich in der Mehrzahl der Fälle (8/15) ein Fortschreiten der Arthrose feststellen. Zu einem Rezidiv kam es nur in einem Fall. Schlussfolgerung: Die Studie zeigt, dass eine Metaplasie als Ursache einer Lahmheit der Vordergliedmaße häufiger vorkommt, als es in der Literatur beschrieben wird. Klinische Relevanz: Durch eine chirurgische Entfernung lässt sich bei den meisten Hunden eine Verbesserung oder ein Verschwinden der Lahmheit erzielen.

Summary:

Objective: In the literature, there are only a few case reports about metaplasia in the flexor tendons arising from the medial humeral epicondyle as a cause of lameness in the dog. Aim of the presented study was to examine the occurrence of this disease in the own patient population and to investigate the outcome of surgical intervention. Material and methods: All dogs with a metaplasia as a cause of lameness being presented within an examination period of five years were included. The metaplasia was diagnosed by radiography. Prior to surgical removal an arthroscopic investigation of the elbow joint was carried out in order to diagnose and treat concurrent elbow diseases. Follow-up examination took place six months after surgery at the earliest and comprised clinical and radiographic examination and owner information. Results: A metaplasia was diagnosed in 23 dogs (26 joints), Labrador retrievers being most frequently represented (n = 8, 34.7%). Both young and older dogs were affected, without arthrosis (n = 5) or with low (n = 8), moderate (n = 5) or high degree (n = 8) of arthrosis. Nine joints did not show additional elbow diseases. A fragmented medial coronoid process (FCP) was diagnosed six times additionally, one of them with simultaneous osteochondrosis dissecans of the medial humeral condyle (OCD). In two joints a sole OCD was found additionally. An operation with removal of the calcified body was carried out in 22 joints. All cases could be re-examined after an average of 18 months. The treatment result was “good” in 15 cases, “satisfactory” in five cases and “unsatisfactory” in two cases. The majority of the joints (8/15) revealed a progression of the arthrosis. A recurrence of the metaplasia was observed in one joint. Conclusions: The study indicates that the incidence of metaplasia as a cause of lameness of the front limbs is more frequent than reported in the literature. Clinical relevance: Lameness can be improved in the majority of dogs by surgical removal of the calcified tissue.