Phlebologie 2012; 41(02): 61-67
DOI: 10.1055/s-0037-1621802
Übersichtsarbeit
Schattauer GmbH

Durch die Augen von Laplace: Die Rolle der Wandspannung bei Varikosis

Through the eyes of Laplace: The role of wall stress in varicosis
S. Rewerk
2   Zentrum für Gefäßmedizin, Heidelberg
,
R. Meyer
1   Institut für Physiologie und Pathophysiologie, Abteilung Herz- und Kreislaufphysiologie, Universität Heidelberg;
,
M. Hecker
1   Institut für Physiologie und Pathophysiologie, Abteilung Herz- und Kreislaufphysiologie, Universität Heidelberg;
,
Th. Korff
1   Institut für Physiologie und Pathophysiologie, Abteilung Herz- und Kreislaufphysiologie, Universität Heidelberg;
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Publikationsverlauf

eingereicht:24. November 2011

angenommen:06. Februar 2012

Publikationsdatum:
30. Dezember 2017 (online)

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Zusammenfassung

Einleitung: Trotz ihrer Bedeutung für beinahe ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung in den Industrienationen ist nur wenig über die Mechanismen, die eine gesunde Vene in eine Varize transformieren, bekannt. Epidemiologisch und ätiologisch ist nachgewiesen, dass viele Risikofaktoren, welche die Spannung der Venenwand vergrößern – wie stehendes Arbeiten oder eine Adipositas-bedingte Erhö-hung des Venendrucks – auch die Wahrscheinlichkeit für eine Varikosis bzw. chronische venöse Insuffizienz (CVI) erhöhen.

Methodik und Ergebnisse: Vor diesem Hinter-grund wurde mit Hilfe der Ligation einer Ohrmuschelvene der Maus der Venendruck lokal erhöht und venöse Remodellierungsprozesse induziert. Auf Basis dieses neuartigen Mausmodells konnten wir kürzlich zeigen, dass die Steigerung der Wandspannung venöse Endothel- und glatte Muskelzellen aktiviert, und konsekutiv den varikösen Umbau der Venen-wand initiiert.

Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine erhöhte venöse Wand-spannung ausreichend ist, um Varikosis zu initiieren und zu fördern. In diesem Artikel versuchen wir diese durch die Laplace-Beziehung beschriebene biomechanische Kraft etwas nä-her zu beleuchten, und erläutern wie die Wandspannung die verschiedenen Varikosisassoziierten Wandumbauprozesse und deren Behandlungsstrategien beeinflussen kann.

Summary

Introduction: Although affecting almost one-third of the adult population in industrialized countries, not much is known about the mechanisms leading to the transformation of a healthy vein into a varicose vein. As demonstrated by epidemic and etiologic studies, risk-factors of varicosis augmenting wall stress in the vein such as prolonged standing or an obesity-induced increase in venous pressure also increase the likelihood to develop varicose veins or chronic venous insufficiency (CVI).

Methods and Results: Against this background venous pressure was locally increased by ligating a central vein of the mouse auricle to elicit venous remodeling. Based on this novel mouse model we recently showed that an increase in wall stress activates both, venous endothelial and smooth muscle cells and consequently initiates the varicose remodeling of the venous vessel wall.

Conclusion: Our findings indicate that the increase in venous wall stress is sufficient to initiate and promote varicosis. In this article, we will shed some light on this biomechanical force, which is defined by Laplace’s law and discuss as to how it may affect varicosis-associated remodeling processes and therapeutic strategies.