Zusammenfassung
Ziel: Darstellung verschiedener Erkrankungen des Auges, seiner Adnexe und seiner Umgebung
mit ungewöhnlichem klinischem Verlauf und besonderen Anforderungen hinsichtlich Diagnostik
und Behandlung. Material und Methoden: Präsentation von sechs Fallbeispielen. Ergebnisse: Eine jahrelang nicht erkannte Atresie des distales Abschnitts der tränenableitenden
Wege ist vergleichsweise einfach operativ zu beheben. Auch schwerste Verletzungen
des Gesichtsschädels lassen sich bei unversehrtem Bulbus und sorgfältiger, dem Heilungsverlauf
angepasster Operationstechnik funktionell und kosmetisch gut behandeln. Auf der anderen
Seite können äußerlich wenig spektakuläre stumpfe Traumen zu einer irreversiblen Schädigung
des Sehnerven und zur Erblindung führen. Eine vollständige Erblindung kann auch ohne
erkennbare Ursache als Folge einer seltenen Retinaatrophie eintreten. Bei den tumorösen
Erkrankungen des Auges handelt es sich überwiegend um Plattenepithelkarzinome. Andere
Tumoren lassen sich meist erst nach der Exstirpation des Bulbus oder nach der Euthanasie
des Pferdes mithilfe histopathologischer und immunhistologischer Untersuchungen klassifizieren.
Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Das ideale Ergebnis der tierärztlichen Interventionen, ein normaler Visus, ist nicht
in allen Fällen zu erreichen. In der Therapiekaskade sollte zunächst dieses Ziel angestrebt
werden. Wenn dies nicht möglich ist, gilt es den Bulbus zu erhalten. Lässt sich auch
das nicht mehr verantworten, muss eine Entfernung der erkrankten und zumeist schmerzhaften
Organe erfolgen. Als Ultima Ratio ist letztlich eine Euthanasie des Patienten zu empfehlen,
wenn das Tier trotz Behandlung nicht beschwerdefrei weiterleben kann.
Summary
Objective: Presentation of various ocular diseases, including those of the adnexa and adjacent
area, which are uncommon in their clinical process and have particular demands on
the investigating veterinarian in regard to diagnosis and treatment. Material and methods: Six case studies. Results: Atresia of the distal part of the nasolacrimal duct which had been untreated for
four years was easily treated by surgery. Even worst skull injuries with an intact
ocular bulbus are functionally and cosmetically treatable with a careful surgical
technique adapted to the process of healing. On the other hand, less spectacular blunt
trauma can lead to an irreversible damage of the optical nerve and cause blindness.
Complete blindness can occur without noticeable cause in consequence of a rare retinal
atrophy. Most of the neoplastic eye diseases are squamous cell carcinomas. Other tumours
are most likely to be categorised by histopathological and immunohistological analysis
after bulbus enucleation or post mortem after euthanasia. Conclusion and clinical relevance: The optimal outcome of treatment is normal vision. However, this may not be achieveable
in each case but should be aspired. As a lower step in the therapeutic cascade, the
globe should be preserved. If this is impossible, the affected and painful structures
must be removed. As a last step, euthanasia should be suggested, when survival without
pain and discomfort is no longer an option for the horse.
Schlüsselwörter:
Pferd - Auge - Fehlbildung - Augenhintergrund - Tumor - Verletzung
Keywords
Horse - eye - malformation - ocular fundus - neoplasia - trauma