Zusammenfassung
Bei einer Häufigkeit von 5-10% im Kindesalter stellt ein über einen längeren Zeitraum
persistierender Zehenspitzengang immer wieder Anlass zur Vorstellung beim Pädiater
dar. Mit über 90% ist die häufigste Ursache der idiopathische oder habituelle Zehenspitzengang.
Seltener sind das angeborene Syndrom der kurzen Achillessehne, Zehenspitzengang bei
Spastik (meist bei infantiler Zerebralparese), neuromuskuläre und neurodegenerative
Erkrankungen.
Diagnostisch stehen Anamnese und klinische Untersuchung im Vordergrund. Seitendifferenzen
ohne ausreichende klinische Erklärung sollten immer Anlass zur bildgebenden ZNS-Diagnostik
geben. Die Elektromyographie ist nur bei begründetem klinischem Verdacht auf eine
neuromuskuläre Erkrankung sinnvoll. Auch beim idiopathischen Zehenspitzengang kann
es zu einer zunehmenden Verkürzung der Achillessehne kommen. Der therapeutische Schwerpunkt
liegt entsprechend auf der Vermeidung einer fortschreitenden Achillessehnenverkürzung
und deren Sekundärfolgen, insbesondere Haltungsschäden im Bereich der Hüfte und der
Wirbelsäule. An erster Stelle stehen Physiotherapie und Dehnungsübungen. Orthesen
beeinflussen die Langzeitprognose nur gering positiv, sodass die Achillessehnen-Verlängerungsoperation
beim Auftreten von Sekundärfolgen frühzeitig in Erwägung gezogen werden sollte. Neben
der Spastik bietet Botulinumtoxin (Botox®) möglicherweise künftig eine auch Erfolg versprechende Therapieoption beim idiopathischen
Zehenspitzengang.
Summary
As up to 5-10% of children show persistent toe walking patterns parents are often
concerned and consult their paediatrician. The most important cause for toe walking
is idiopathic toe walking (over 90%). The short calcaneus syndrome, spastic toe walking
(in infantile cerebral palsy), neuromuscular and neurodegenerative disorders are less
common.
History taking and physical examination are the crucial steps in diagnosis. Significant
side differences in ancle flexion should direct further diagnosis such as cerebral
imaging. Electromyography should be limited to cases who present with clear clinical
signs of a neuromuscular disease. Even idiopathic toe walking can result in a progressive
shortening of the achilles tendon. Therefore, the therapeutical mainstream should
be focused on avoiding shortening of the achilles tendon and secondary skeletal problems,
especially hip subluxation and scoliosis. The most important techniques are physiotherapy
and manual extension of the tendons. The long-term outcome of ortheses therapy is
not superior to them, so that surgical extension of the achilles tendon should be
considered early in the course when secondary skeletal problems occur. Besides from
spasticity there are possible new targets for botulinumtoxine in idiopathic toe walking.
Schlüsselwörter
Idiopathischer Zehenspitzengang - Syndrom der kurzen Achillessehne - Elektromyographie
- Kreatinkinase - Botulinumtoxin
Keywords
Idiopathic toe walking - short calcaneus syndrome - creatinekinase - electromyography
- botulinumtoxine