Zusammenfassung
Solide Tumoren machen in Deutschland knapp über die Hälfte der kindlichen Krebserkrankungen
aus (54%), bei den übrigen malignen Erkrankungen handelt es sich um Leukämien und
Lymphome. Es sind jährlich 7,5 von 100000 Kindern unter 15 Jahren betroffen. Sie verteilen
sich auf 9 größere Diagnosegruppen: zu 38% sind es ZNS-Tumoren, gefolgt von Tumoren
des sympathischen Nervensystems, Weichteilsarkomen, Nierentumoren und Knochentumoren.
Deutlich seltener sind Retinoblastome, Lebertumoren und Keimzelltumoren. Außer bei
ZNS-Tumoren kann in Deutschland von nahezu vollzähliger Erfassung für die Gruppe der
unter 15-Jährigen ausgegangen werden. Diese Erkrankungsfälle werden seit 1980 systematisch
im Deutschen Kinderkrebsregister erfasst. Fast alle Fälle werden im Rahmen einer deutschlandweiten
oder internationalen Therapieoptimierungsstudie behandelt. Die diagnosespezifischen
Inzidenzen in Deutschland liegen im internationalen Vergleich etwa im mittleren Bereich
oder in der Nähe der meist etwas höheren skandinavischen Inzidenzen (Ausnahme: Inzidenz
der untererfassten ZNS-Tumoren niedriger, Neuroblastom-Inzidenz relativ hoch aufgrund
eines Modellprojekts zur Früherkennung). In Deutschland ist kein relevanter Anstieg
der Inzidenzen in den letzten 20 Jahren zu verzeichnen. Die je nach Diagnose sehr
unterschiedlichen Überlebenswahrscheinlichkeiten liegen im europäischen Vergleich
teils im Mittelfeld und oft besser. Sie reichen teilweise an die hohen amerikanischen
Überlebenswahrscheinlichkeiten heran. Für fast alle Diagnosen sind in den letzten
20 Jahren Verbesserungen der Prognose erzielt worden. Solide Tumoren als Zweittumoren
sind relativ selten, außer Hirntumoren. Umweltbezogene Einflüsse sind als Ursache
für solide Tumoren im Kindesalter nahezu keine bekannt. Ein gewisser Anteil hat eine
Entstehungsgeschichte im Zusammenhang mit bestimmten Syndromen oder hereditären Erkrankungen.
Bei der überwiegenden Mehrheit der Fälle sind Ursachen und Risikofaktoren jedoch,
trotz der epidemiologischen Forschung der letzten Jahrzehnte, weiterhin unbekannt.
Summary
Slightly more than half of the childhood cancers in Germany (54%) are solid tumours,
the remaining malignancies are leukaemias or lymphomas. The annual incidence is 7.5
out of 100,000 children. These are distributed into 9 major diagnostic groups: 38%
are CNS tumours, followed by tumours of the sympathetic nervous system, soft tissue
sarcomas, renal tumours and bone tumours. Very rare entities are retinoblastoma, hepatic
tumours and germ cell tumours. Except for CNS tumours the registration of the cases
under the age of 15 is practically complete in Germany. The malignant cases are registered
systematically at the German Childhood Cancer Registry since 1980. Almost all cases
are treated according to one of the national or international therapy optimization
protocols. The incidences per diagnosis in Germany are internationally on an average
level or slightly higher, comparable to the generally slightly higher Scandinavian
incidences (exception: the incidence of CNS tumours is below average due to missing
cases and the neuroblastoma incidence is relatively high due to a screening evaluation
project). In the past 20 years no relevant increase in incidence was observed. The
survival probabilities differ considerably by diagnosis. Compared to other European
countries they are about average or often better. For some entities they are comparable
to the high survival probabilities attained in the United States. For almost all diagnoses
an improvement of the prognosis was achieved in the past 20 years. Solid tumours as
secondary tumours, are rare except for brain tumours. Causes or risk factors for solid
childhood malignancies can rarely be identified among environmental factors; some
entities show an etiology in context with certain syndromes or hereditary diseases.
For most entities the causal factors are unknown despite intense research in the past
decades.
Schlüsselwörter Solide Tumoren - Inzidenz - Überleben - Risikofaktoren
Keywords Solid tumours - incidence - survival - risk factors