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DOI: 10.1055/s-0037-1607861
Mütterliches Rooming-in bei frühgeborenen Kindern: Entwicklung von mütterlicher Selbstwirksamkeit, Bonding und emotionalem Befinden
Publication History
Publication Date:
27 October 2017 (online)
Einleitung:
Mütter und ihre frühgeborenen Kinder sind in der ersten Phase ihrer Beziehungsbildung im stationären Kontext in einer besonderen Situation. Ziel besonders der familienzentrierten Pflege ist die optimale Unterstützung von Mutter und Kind. Dafür bieten bisher nur sehr wenig Krankenhäuser in Deutschland größere Rooming-in Einheiten für eine längere stationäre Mitaufnahme der Mutter an. Inwieweit eine Unterstützung der Mutter im Kontext des Rooming-ins stattfindet, soll in folgender Studie erstmals längsschnittlich untersucht werden.
Fragestellung:
Wie entwickeln sich die mütterliche Selbstwirksamkeit, mütterliche Bondingprobleme und die mütterliche psychologische Belastung in Form von Angst, Stress und Depression während eines Rooming-ins? Was hat den Müttern während des Aufenthaltes geholfen? Fühlen sie sich vorbereitet auf die Entlassung?
Methoden:
Es handelt sich um eine Prä-Post-Studie, die auf der Nachsorgestation des Klinikum St. Georg in Leipzig im Zeitraum Mai 2015 bis September 2016 durchgeführt wurde. 51 Mütter von frühgeborenen Kindern (< 37 SSW, Einlinge) wurden zu Beginn und Ende eines Rooming-ins ≥6 Tagen mittels Fragebögen befragt. Verwendet wurden dabei explorative Fragen sowie die Übersetzung des „Perceived maternal parental self-efficacy scale“ (PMP-SE, Barnes und Adamson-Macedo 2007), der Postpartum bonding questionnaire (PBQ, Reck et al. 2006, Brockington et al. 2001) und die Depression, Angst, Stress Skala für die Peripartalzeit (DASS-P, Julia Martini et al. 2009).
Ergebnis:
Die Mütter nehmen durchschnittlich ein Rooming-in von 14,5 Tagen in Anspruch. Zwischen Beginn und Ende des Aufenthaltes zeigt sich eine signifikante Zunahme der Selbstwirksamkeit, eine signifikante Abnahme von mütterlichen Bondingproblemen sowie eine signifikante Abnahme der mütterlichen psychologischen Belastung anhand des Wilcoxon-Vorzeichenrangtest bei verbundenen Stichproben. Die Mütter bewerten die Frage: „Ich fühle mich vorbereitet auf die Entlassung“ auf einer Skala von 1 – 6 (1 = stimmt völlig, 6 = stimmt überhaupt nicht) im Mittel mit 1,5. Auf die Frage „Was hat Ihnen während des Aufenthalt geholfen“ zeigt sich als wichtigster Grund „das ständige Zusammensein mit meinem Kind“ mit einem Mittelwert von 3,89 auf einer Skala von 1 – 4 (1 = nicht geholfen, 2 = wenig geholfen, 3 = deutlich geholfen, 4 = sehr geholfen).
Diskussion:
Die Unterstützung von Müttern von Frühgeborenen sowie die adäquate Vorbereitung auf die Entlassung gelingt im Rahmen eines Rooming-ins besonders in Bezug auf die mütterliche Selbstwirksamkeit. Wir nehmen an, dass dies mit der erhöhten mütterlichen Beteiligung während eines mütterlichen Rooming-ins zusammenhängt. Insgesamt zeigen die Mütter schon zu Beginn des Aufenthaltes eine hohe Selbstwirksamkeit und wenig Bondingprobleme. Eine Kontrollgruppe konnte durch die hohe Inanspruchnahme des Rooming-ins (84,8%) leider nicht gewonnen werden, was wiederum das große Bedürfnis der Mütter nach einem Rooming-in zeigt.
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