Einleitung:
Eine 35-jährige IIIG/IIP stellte sich in der 35. (34+5) SSW im Z.n. Re-Sectio bei
unklarer Transaminasenerhöhung (um 300 U/l), leichter Thrombopenie und leichter Proteinurie
in unserer Klinik vor. Prodromi wie Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Kopfschmerzen und
Augenflimmern wurden von der Patientin bei Aufnahme verneint. Die weitere Anamnese
der Patientin beinhaltete einen bis zur 34. SSW insulinpflichtigen Gestationsdiabetes,
eine Adipositas, eine bekannte Hashimoto-Thyreoiditis und eine kürzlich stattgehabte
Gastroenteritis mit wässrigem Durchfall. Als Verdachtsdiagnose wurde eine Präeklampsie
(DD HELLP) postuliert.
Procedere:
Stationäre Observanz, Blutdruck-Messungen, 24-Stunden-Sammelurin, regelmäßige CTG,-
Doppler- und Labor-Kontrollen und eine Thromboseprophylaxe wurden angeordnet. Die
fetale Sonografie zeigte einen zeitgerecht entwickelten Feten in I. Schädellage. Die
Fruchtwasser-Menge und die Dopplerindizes waren unauffällig, die regelmäßig durchgeführten
RR-Messungen normoton. Tägliche Laborkontrollen zeigten einen deutlichen Anstieg der
Transaminasen mit leichtgradigem Abfall der Thrombozytenzahl. Die Gallensäuren waren
grenzwertig erhöht (22 µmol/l); der sFlt-1/PlGF-Quotient betrug 20,4. Die Hepatitis-
(Hep A/B/C/E) und HIV-Serologie, sowie -PCR, waren blande. Die Patientin wurde konsiliarisch
den Kollegen der Hepatologie vorgestellt. Eine akute Hepatitis unklarer Ursache wurde
postuliert, sowie eine Schwangerschaftsfettleber oder ideopathische Schwangerschaftscholestase
ausgeschlossen. Im Sonogramm zeigte sich zudem eine Milzvergrößerung, die als Ursache
für die Thrombopenie gewertet wurde. Ein intermittierend auftretender Pruritus am
Stamm und an den Extremitäten wurde mit hautpflegenden Cremes therapiert. Eine signifikante
Proteinurie war über 24 Stunden nicht nachweisbar. Aufgrund der bis zu diesem Zeitpunkt
fehlenden kausalen Diagnose wurde zusätzlich die PCR auf Coxsackie -, Cytomegalie
(CM) – und Epstein-Barr-Virus angefordert.
Ergebnis:
Die Untersuchung auf Coxsackie-Virus-Infektion war negativ, sowie die PCR auf CMV-DNA
bei serologisch Anti-CMV-IgG positiver und Anti-CMV-IgM negativer Konstellation. Die
Epstein-Barr-Virus-Serologie sprach für Reaktivierung einer bereits bestehenden EBV-Infektion
(positive Banden im Anti-EBV-IgG-Immunoblot: EBNA-1, p18, p23 und im Anti-EBV-IgM-Immunoblot:
p54).
Schlussfolgerung:
Beim Epstein-Barr-Virus handelt es sich um ein Doppelstrang-DNA-Virus der Herpes-Gruppe,
das Epithelien und B-Lymphozyten infiziert. Symptome sind Fieber, Lymphknotenschwellungen
mit Milztumor und einem „buntem Bild“ wie Angina, Diarrhoe, Hepatitis bis hin zur
Meningitis häufig mit einem Exanthem einhergehend. Die Inkubationszeit beträgt 20
– 50 Tage. Teratogene Schäden für das Kind sind bisher nicht bekannt. Bei unklarer
Leberwerterhöhung in der Schwangerschaft sollten deshalb unbedingt und in jedem Fall
auch seltene enterale Viren abgeklärt, sowie Hepatitis auslösende Viren der Herpes-Gruppe
bestimmt werden.