Einleitung, Fragestellung und Ziel:
Seit Urzeiten werden bei Geburten externe Handgriffe angewendet. 1867 beschrieb Samuel
Kristeller eine äussere Intervention, die Expressio foetus. In der aktuellen Geburtshilfe
wird die heute „Kristeller-Handgriff“ genannte Methode kontrovers diskutiert. Durch
das Aufzeigen der ursprünglichen Anwendung und deren Idee soll die aktuelle Diskussion
verständlich gemacht werden.
Fragestellungen:
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Wie wird die Expressio foetus 1867 in der Erstbeschreibung von Samuel Kristeller beschrieben?
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Welche Unterschiede des Kristeller-Handgriffs sind zwischen den analysierten historischen
Lehrbüchern untereinander und der Erstbeschreibung erkennbar?
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Wie unterscheiden sich die Erstbeschreibung und die heutige Form des kristeller'schen
Manövers?
Methodik:
Diese Bachelorarbeit basiert auf der historischen Forschungsmethode. Die Erstbeschreibung
von Kristeller sowie drei historische geburtshilfliche Lehrbücher wurden selektiert.
Eine Studie und drei aktuelle Hebammenlehrbücher wurden für den Vergleich mit der
heutigen Situation ausgewählt.
Ergebnis:
Die Erstbeschreibung fällt detailliert aus. Kristeller regt zu weiterer Forschung
an. Einzelheiten wurden in die historischen Lehrbücher für medizinische Fachkräfte
übernommen, einiges wurde weggelassen oder verändert. Trotzdem findet sich anfangs
des 21. Jahrhunderts eine ähnliche Problemstellung wie Ende des 19. Jahrhunderts.
Schlussfolgerung:
Der Forschungsmangel, welcher bereits Kristeller erwähnt, wird noch immer betont.
Obwohl sich der medizinische Fortschritt entfaltete, veränderte sich die Idee des
Kristeller-Handgriffs kaum. Wird die Intervention mit der entsprechenden Vorsicht
und Feinfühligkeit durchgeführt, wäre ein Verbot des Manövers unbegründet. Die Einwilligung
der Gebärenden zur Durchführung und fortlaufende Informationsabgabe sind wichtig.
Das Manöver wird abhängig von der Ausbildung, dem Erfahrungswissen und klinischen
Setting unspezifisch durchgeführt. In der heutigen Medizin ist das ein seltenes Phänomen,
da Entscheidungen auf evidenzbasierte Methoden abgestützt werden, wenn immer möglich.
Der Umgang mit dem Manöver ist aktuell oft unreflektiert. Zu wünschen ist eine einheitliche
Haltung inklusive Richtlinien über den Kristeller-Handgriff und seine Ausübung.