Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605905
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erfahrungswissen über Schwangerschaft und Geburt nutzbar machen – Erzählcafé-Aktion als Chance für Partizipation und Gesundheitsförderung

S Schmid-Altringer
1   nahdran-Kommunikation für Gesundheit und Wissenschaft, Projektleitung Erzählcafé-Aktion, Bonn
,
C Colloseus
2   Universität Freiburg, Freiburg
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 
 

    Einleitung:

    Berufspolitische Kämpfe und drastische Sparmaßnahmen beherrschen die Diskussionen um die Geburtsmedizin. Risikodenken und ein wachsendes Angebot an Tests stehen zunehmend im Vordergrund der ärztlichen Kommunikation, schwächen aber Selbstvertrauen und Eigenkompetenz von Eltern. Alles weist darauf hin, dass sich in der heutigen Geburtskultur dringend etwas ändern muss. Die Erzählcafé-Aktion ist ein Mitmachprojekt und soll bundesweit ein lebendiges Zeichen setzen, wie dies aussehen kann.

    Methodik:

    Das Erzählcafé ist ein bewährtes Format in der Sozialarbeit, wird aber durch die Aktion erstmals zum Thema Schwangerschaft und Geburt angeboten. An verschiedenen Tischen sitzen Zeitzeug_innen. Sie berichten über persönliche Erfahrungen aus unterschiedlichen Jahrzehnten der Geburtshilfe und stehen zum moderierten Gespräch zur Verfügung. Jedes Café wird ausgewertet und auf der Aktionsseite im Sinne eines Bürgerdialoges öffentlich gemacht. Die Idee wird über ein großes Netzwerk an Partnern, das bis in die Schweiz reicht, verbreitet. Aufgrund der großen Resonanz hat die Erzählcafé-Aktion zwei neue Formate hinzugenommen: JUNIOR-Erzählcafés als innovative Sexualaufklärung für Jugendliche und Welcome-Erzählcafés als niederschwelliges Angebot der gesundheitlichen Versorgung von geflüchteten Müttern ergänzen.

    Ergebnisse:

    Die Erzählcafé-Aktion wird in der Bevölkerung sehr gut angenommen und hat ihr Ziel erreicht. Sie macht bundesweit und vor Ort auf Missstände in der Geburtshilfe aufmerksam, fördert den gesellschaftlichen Diskurs, die Vernetzung von Akteuren und stärkt lösungsorientiert die Eigenkompetenz bzw. Teilhabe von Müttern und Vätern. (www.erzaehlcafe.net)

    Schlussfolgerungen:

    Erzählcafés berühren, machen Mut und verbinden Generationen und Kulturen. Dieses Potential ist ausbaufähig und sollte durch geeignete Strukturen verstetigt werden. Erzählcafés „Der Start ins Leben“ können zukünftig auch für die Versorgungsforschung und Quartiersarbeit attraktiv sein.