Hintergrund:
Die Immunglobulin-Leichtketten κ und λ werden bei der Antikörperproduktion gebildet
und z.T. als Freie Leichtketten (FLC) ins Blut sezerniert. Bei der pathologischen
FLC-Erhöhung kann eine polyklonale (κ:λ Ratio normal, Entzündungen) und eine monoklonale
(κ:λ Ratio pathologisch, hämatologische Neoplasie) Erhöhung unterschieden werden.
Die polyklonale Erhöhung ist mit Gesamt- und kardialer Mortalität assoziiert, die
monoklonale Erhöhung ist ein Risikofaktor für die Entstehung hämatologischer Neoplasien.
Die molekularen Mechanismen sind dabei weitgehend unbekannt.
Methoden:
Mit Genotypen der populationsbasierten Heinz Nixdorf Recall Studie (Illumina HumanOmni1-Quad
und HumanOmniExpress) wurde eine Genomweite Assoziationsstudie (GWAS) mit der polyklonalen
und monoklonalen FLC-Erhöhung als Phänotyp, sowie eine Geneset Enrichment Analyse
(GSEA, Software MAGENTA) durchgeführt.
Ergebnisse:
Für die GWAS standen Daten von 2.109 Probanden (49,6% Männer, Alter 53 – 66 Jahre)
zur Verfügung. Nach Qualitätskontrolle gingen 545.020 SNPs in die GWAS ein, zeigten
jedoch keine genomweit signifikante Assoziation mit FLC-Erhöhung. In den Gensets zu
Entzündungsreaktionen, sind im Interleukin signaling pathway Varianten zur polyklonalen FLC-Erhöhung mit einer False Discovery Rate (FDR) von
4,75% und 21,2% angereichert. Im NFKB Genset sind Varianten aus der GWAS zur monoklonalen FLC-Erhöhung mit einer FDR von
15,5% und im CD40 Genset mit 5,41% angereichert.
Diskussion:
Pathologische FLC-Erhöhungen können durch entzündliche Prozesse und hämatologische
Erkrankungen verursacht sein. Interessant ist deren Überlappung in Entzündungs-Gensets.
Hierbei scheinen Entzündungen molekulare Mechanismen auszulösen oder zu nutzen, die
auch in Verbindung mit hämatologischen Neoplasien stehen. Denkbar ist eine Konstellation
genetischer Varianten in diesen Gensets, die über erhöhte Aktivität bei entzündlicher
Stimulation zu erhöhter Wahrscheinlichkeit der Entwicklung eines monoklonalen Zellklons
führt.