Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605760
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Eignet sich das Manchester-Triage-System zur Lenkung von Notfallpatienten zwischen stationärem und ambulantem Sektor?

F Greiner
1   Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Universitätsklinik für Unfallchirurgie, Magdeburg
,
D Brammen
1   Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Universitätsklinik für Unfallchirurgie, Magdeburg
2   Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Magdeburg
,
A Slagman
3   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Notfall- und Akutmedizin CVK, CCM, Berlin
,
F Walcher
1   Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Universitätsklinik für Unfallchirurgie, Magdeburg
,
B Erdmann
4   Klinikum Wolfsburg, Zentrale Notfallaufnahme, Wolfsburg
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
01. September 2017 (online)

 
 

    Einleitung:

    Das Krankenhausstrukturgesetz verlangt eine stärkere Verknüpfung von stationärer und kassenärztlicher Notfallversorgung. Zur Lenkung der Patienten wird der Einsatz etablierter Ersteinschätzungssysteme diskutiert. Wir untersuchen in einer Notaufnahme mit regionaler Alleinstellung, ob sich das Manchester-Triage-System (MTS) zur Vorhersage einer stationären Behandlungsbedürftigkeit eignet.

    Methodik:

    Sekundärdatenanalyse aller Patienten, die ohne vorherigen Arztkontakt die Notaufnahme aufsuchten (Selbstvorsteller). Die algorithmusbasierte Ersteinschätzung gemäß MTS führten qualifizierte Pflegekräfte durch. Je nach Stufe soll ein Arztkontakt sofort (rot), innerhalb von 10 (orange), 30 (gelb), 90 (grün) oder 120 Minuten (blau) erfolgen. Die stationäre Aufnahmequote wird für das Gesamtkollektiv und die einzelnen MTS-Stufen berichtet.

    Ergebnisse:

    Im Zeitraum 11/2015 bis 06/2016 kamen 13.046 (49,5% aller Patienten) als Selbstvorsteller in die Notaufnahme. Von diesen wurden gemäß MTS 65,4% als wenig dringlich (59,4% grün/6,0% blau) eingeschätzt. Von den Selbstvorstellern wurden 2.347 (18,0%) stationär aufgenommen. In den MTS-Stufen schwankte die Aufnahmequote zwischen 54,6% (orange) und 13,0%/7,5% (grün/blau). In einen Überwachungsbereich wurden 570 (4,4%) aufgenommen, nach MTS-Stufe lag die Quote zwischen 31,9% (orange) und 2,0%/0,5% (grün/blau).

    Schlussfolgerungen:

    Knapp ein Fünftel aller Selbstvorsteller wurde stationär aufgenommen. Je dringlicher ein Patient eingeschätzt wurde, desto höher war die Wahrscheinlichkeit für eine stationäre Aufnahme. Selbst bei nicht dringlichen Fällen lag die Quote noch bei über 10%. Eine Ersteinschätzung nach MTS erscheint damit zur Steuerung von Patienten zwischen stationärem und ambulantem Sektor eher nicht geeignet. In Anbetracht der unterschiedlichen Ausstattung und Methodenverfügbarkeit ist auch bei den ambulant behandelten Notfällen unklar, ob deren Versorgung im niedergelassenen Bereich äquivalent möglich gewesen wäre.


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