Fragestellung:
Ältere Drogenabhängige sind aufgrund individueller Beeinträchtigungen und sozialer
Benachteiligungen potenziell besonders von gesellschaftlicher Ausgrenzung bedroht
(Kronauer, 2002). Ausgrenzungserfahrungen bestehen in mehreren Dimensionen, die sich
wechselseitig verstärken können, u.a. in den Funktionssystemen Schul- und Berufsausbildung,
Erwerbsarbeit und Partnerbeziehungen (Schmid, 2013). Die bisher vorliegenden Daten
zur gesundheitlichen Situation zeigen neben Suchtproblemen zum Teil starke gesundheitliche
Einschränkungen, die auch aufgrund der beschleunigten Krankheits- und Alterungsprozesse
bei Drogenabhängigen mitbedingt sind. Ziel war die Untersuchung verschiedener Dimensionen
körperlicher und psychischer Gesundheit von älteren Drogenabhängigen (45+) sowie von
Exklusionsmerkmalen.
Methoden:
Im Rahmen einer Querschnittsanalyse wurden an drei ausgewählten Standorten (Köln/Düsseldorf;
Koblenz und Frankfurt) 132 ältere Opiatabhängige (M = 52,3 Jahre; SD = 4,9) standardisiert
zu Konstrukten gesundheitsbezogener Lebensqualität (SF-36), zu psychischen Beschwerden
(BSI-53) sowie zu Hilfebedarfen befragt.
Ergebnisse:
Die Auswertung des SF-36 hat auf allen Skalen eine viel geringere Lebensqualität im
Vergleich mit der Normpopulation ergeben. Auffällige Werte ergeben sich ebenfalls
bei Betrachtung der psychischen Beschwerden (BSI): im Bereich der Gesamtbelastung
(GSI) sowie der somatoformen Beschwerden. Die Mehrzahl der Befragten hat Ausgrenzungserfahrungen
durch u.a. problematische Schulden (78,0%), im Bereich der Erwerbsarbeit (nicht berufstätig:
76,5%) und der Partnerbeziehung (alleinstehend: 75,0%). Die durchschnittliche Anzahl
der Bereiche mit Exklusionserfahrung liegt bei 4,3 (SD = 1,3).
Schlussfolgerungen:
Hinsichtlich der vielfältigen Problemlagen stellt sich die Frage einer angemessenen
Versorgung. Die multiplen Exklusionserfahrungen machen deutlich, dass Konzepte mit
Bezug auf lediglich ein Funktionssystem zu kurz greifen (Schmid, 2013).