Einleitung:
Mit zunehmender Radikalität von onkologischen Pankreaseingriffen wird die postoperative
Lymphfistel (Chyle leak, CL) gehäuft beobachtet. Aktuell wurde eine Konsensusdefinition
der International Study Group of Pancreatic Surgery (ISGPS) zu CL veröffentlicht.
Jedoch ist nicht klar, ob CL einer Therapie bedarf.
Ziele:
Ziel dieser retrospektiven Studie war es, Behandlungsoptionen von CL nach Pankreaseingriffen
zu evaluieren.
Methodik:
228 Patienten mit CL oder serösen Drainagen nach Pankreaseingriffen wurden zwischen
01/2014 und 03/2016 analysiert. Der frühe (≤5 Tage) und späte Drainagenzug wurden
bezüglich der CL-Inzidenz und der postoperativen Morbidität verglichen. Weiterhin
wurde eine Subgruppen-Analyse durchgeführt, bei der die Inzidenz von CT-gesteuerten
Drainagen innerhalb von 90 Tagen nach Operation bei Patienten mit Drainagenzug trotz
bestehender Lymphfistel analysiert wurde.
Ergebnis:
60 Patienten mit CL wurden untersucht, davon wurden 41 mittels Medium-chain triglyceride-Diät
behandelt. Die perioperative Therapie mit Somatostatin-Analoga hat keine Auswirkung
auf die CL-Inzidenz. Der frühe Drainagenzug ist mit einer verringerten Häufigkeit
von CL assoziiert (OR = 0,28; p = 0,008) und ist nicht mit einer erhöhten Morbiditätsrate
verbunden. Bei keinem der Patienten mit Drainagenzug trotz bestehendem CL wurde eine
CT-gesteuerte Drainage mit Nachweis von CL innerhalb von 90 Tagen nach Operation platziert.
Schlussfolgerung:
Der Drainagenzug bis zum 5. postoperativen Tag und das Entfernen der Drainagen trotz
bestehendem CL sind möglicherweise genauso sicher wie die vollständige Therapie von
CL.