Einleitung:
Die Regulation von Emotionen erlangte in den letzten Jahren in der klinischen Erforschung
und psychotherapeutischen Behandlung psychischer Störungen eine hohe Bedeutung. Psychische
Störungen wie beispielsweise depressive Störungen oder die Borderline-Persönlichkeitsstörung
werden mit Defiziten in der Emotionsregulation assoziiert. Bislang ist allerdings
wenig über den Zusammenhang zwischen Emotionsregulation und Glücksspielverhalten sowie
glücksspielbezogenen Problemen bekannt.
Methodik:
Die Daten basieren auf der Studie „Migration und Glücksspielsucht: Untersuchung der
Entwicklung im Längsschnitt“ (MIGUEL). In insgesamt 11 Berufsschulen in Schleswig-Holstein
wurden 6719 Schüler/innen systematisch proaktiv gescreent. Zur Erfassung von Emotionsregulation
wurde die deutsche validierte Version des Affective Style Questionnaire (ASQ) eingesetzt.
Glücksspielverhalten wurde mit Fragen zur Häufigkeit und Arten von Glücksspiel in
den letzten 12 Monaten erfasst. Für die Erhebung von glücksspielbezogenen Problemen
wurde der Fragebogen von Stinchfield eingesetzt, der anhand der DSM-IV Kriterien für
pathologisches Glücksspiel entwickelt und für die vorliegende Studie an die DSM-5
Kriterien angepasst wurde. Weiterhin wurden soziodemographische Faktoren in die Analysen
mit einbezogen.
Ergebnisse:
Eine erste Analyse mit n = 5440 Probanden zeigte keinen Einfluss des ASQ-Summenscores
auf die Wahrscheinlichkeit, in den letzten 12 Monaten überhaupt Glücksspiel betrieben
zu haben. Allerdings konnte ein signifikanter Effekt auf die Wahrscheinlichkeit, pathologisches
Glücksspiel (≥4 DSM-5 Kriterien, n = 186) zu betreiben, gefunden werden (Odds Ratio,
OR = 0,970, 95%-Konfidenzintervall, KI = 0,96 – 0,99). Die Regressionsanalyse zeigte,
dass dieser Effekt unabhängig vom Geschlecht der Probanden besteht.
Schlussfolgerung:
Wie schon bei anderen psychischen Störungen wurde ein Zusammenhang zwischen einer
defizitären Emotionsregulation und glücksspielbezogenen Problemen festgestellt. Eine
gute Emotionsregulation scheint demnach einen protektiven Faktor insbesondere für
pathologisches Glücksspiel darzustellen. Als therapeutische Implikation für Prävention
und Therapie ergibt sich aus dem Befund, dass Skills zur Emotionsregulation zu berücksichtigen
sind.