Gesundheitswesen 2017; 79(04): 299-374
DOI: 10.1055/s-0037-1602046
4. Mai 2017
Gesund aufwachsen für alle
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Fernseher im Kinderzimmer – ein Gesundheitsproblem?

G Ellsäßer
1   Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit, Zossen
,
S Gottschalk
1   Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit, Zossen
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Publication History

Publication Date:
02 May 2017 (online)

 
 

    Hintergrund::

    Einschulungsuntersuchungen in Aachen zeigen, dass kleine Kinder bereits vor der Einschulung bis zu 84 Min/Tag fernsehen und die Dauer des Fernsehens maßgeblich vom Bildungsgrad der Eltern abhängig ist (Trost-Brinkhues et al 2015). Die BZgA empfiehlt für drei- bis fünfjährige Kinder einen maximalen Fernsehkonsum von 30 Minuten/Tag. Studien konnten zeigen, dass die Dauer der Mediennutzung durch zu viel sitzende Tätigkeit einen Einfluss auf die Entwicklung von Übergewicht bei Kindern hat und zu Schlafstörungen führen kann. Viele Kinder besitzen bereits ihr eigenes Fernsehgerät im Kinderzimmer. Ein Fernseher im Kinderzimmer „verleitet“ zu mehr Fernsehkonsum und zu unkontrollierter Auswahl des Fernsehinhaltes mit Gefahr des Konsums nicht altersgerechter Inhalte. Ein neues Ziel der Brandenburger Einschulungsuntersuchung ist, die gesundheitliche Relevanz des Medienkonsums mit zu bewerten. Erstmalig wurde 2015 nach dem Fernseher im Kinderzimmer in der kinderärztlichen Anamnese gefragt. Es liegen aus 13 von 18 Landkreisen und kreisfreien Städten Daten vor (N = 13 901).

    Ergebnisse::

    15,3% der Kinder waren bereits im Besitz eines eigenen Gerätes. Kinder aus Familien mit niedrigem Sozialstatus besaßen 6 x häufiger einen Fernseher im Kinderzimmer verglichen zu Kindern aus Familien der hohen Sozialstatusgruppe (32,1% vs. 5,2%). Auch weitere soziale Einflussfaktoren wie die Beziehungsform und ein Migrationsstatus ergaben signifikante Unterschiede. Darüber hinaus ließ sich ein hoch signifikanter Zusammenhang zwischen Fernsehapparat im Kinderzimmer und dem Befund einer Adipositas feststellen.

    Schlussfolgerung::

    Bei der gesundheitlichen Entwicklung des Kindes ist der Medienkonsum als relevanter Einflussfaktor auf die Gesundheit zu berücksichtigen. Kinder- und Jugendärzte im ÖGD können hier in der Fläche präventiv wirken.


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    No conflict of interest has been declared by the author(s).