Gesundheitswesen 2017; 79(04): 299-374
DOI: 10.1055/s-0037-1602042
4. Mai 2017
Ausbruchsuntersuchungen/Infektionsepidemiologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Untersuchung eines nosokomialen Ausbruchs von Extended-Spectrum-Beta-Lactamase-(ESBL)-bildenden Klebsiella (K.) pneumoniae in einem Berliner Krankenhaus

D Sissolak
1   Gesundheitsamt Bezirksamt Mitte von Berlin, Berlin
,
G Widders
2   Gesundheitsamt Bezirksamt Spandau von Berlin, Berlin
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Publication Date:
02 May 2017 (online)

 
 

    Schlussfolgerungen aus der Untersuchung eines nosokomialen Ausbruchs von Extended-Spectrum-Beta-Lactamase-(ESBL)-bildende Klebsiella (K.) pneumoniae in einem Berliner Krankenhaus.

    Vom 01.04.2015 bis zum 28.09.2015 wurden in einer Berliner Klinik im intensivmedizinischen Bereich einer neurologischen Frührehabilitation bei 36 Patienten ESBL-bildende Klebsiella pneumoniae (ESBL K. pneumoniae) nachgewiesen, wovon 28 einem Ausbruchsgeschehen zugerechnet werden mussten. Der Primärfall ist sehr wahrscheinlich auf den Beginn des Jahres 2015 zu datieren. Im Rahmen der Ausbruchsuntersuchung wurden zwei weitere Cluster von ESBL K. pneumoniae identifiziert. Hier fanden die Übertragungen auf Stationen der fortgeschrittenen neurologischen Rehabilitation statt.

    Trotz umfassender Ermittlungen durch das Gesundheitsamt zum Hygienemanagement, zu Hygieneschulungen des Personals sowie zur Aufbereitung von Medizinprodukten und gezielter Festlegung von Maßnahmen konnte das Ausbruchsgeschehen zunächst nicht gestoppt werden. Deshalb wurde das RKI einbezogen. Zu den während des Ausbruchsgeschehens festgelegten Maßnahmen gehörten:

    • Hygieneschulungen des Personals in allen Berufsgruppen und Kontrolle der Schulungsqualität;

    • Konsequente Umsetzung der Basishygiene einschließlich Händehygiene sowie Prozesskontrolle und -begleitung;

    • Verbesserung der personellen Ausstattung;

    • Systematisches Screening nach dem Ausbruchserreger;

    • Systematische Kohortierung von Fällen in einem räumlich abgegrenzten Bereich mit Zuweisung und Schleusung von Personal.

    Die Ergebnisse der Ausbruchsuntersuchung liefern Hinweise für eine hauptsächliche Übertragung des Ausbruchserregers von Person zu Person, beispielsweise über kontaminierte Hände. Der überzeugendste Hinweis dafür ist, dass nach konsequenter Identifizierung aller Fälle mittels systematischen mikrobiologischen Screenings und Prüfung der Einhaltung der festgelegten Hygienemaßnahmen weitere Übertragungen verhindert werden konnten. Besonders erschwerend war zu Beginn die unzureichende personelle Ausstattung der Klinik bzw. der häufige Einsatz von nicht ausreichend zu den spezifischen Gegebenheiten der Klinik und zur Hygiene geschulten Leasingkräften. Nach konsequenter Identifizierung aller Fälle und Prüfung der Einhaltung der festgelegten Hygienemaßnahmen konnten weitere Übertragungen verhindert werden.


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    No conflict of interest has been declared by the author(s).