Zielsetzung::
Angesichts der Zunahme antibiotikaresistenter Erreger und der Forderung nach rationalen, zurückhaltenden Antibiotikaverordnungen wurde acht Jahre nach der ersten bundesweiten Studie zu Einflussfaktoren auf die Verordnung von Antibiotika (EVA) diese Umfrage – mit leichten Modifikationen und Ergänzungen – im April 2016 in Hessen wiederholt.
Methode::
Insgesamt 6333 niedergelassene Ärzte in Hessen wurden per E-Mail mit einem standardisierten Fragebogen befragt. Es wurden Erfahrungen mit dem Einsatz von und Einstellungen zum Umgang mit Antibiotika, aber auch Verbesserungsvorschläge erhoben.
Ergebnis::
Insgesamt 897 (14,2%) Ärzte antworteten. Die Ärzte in Hessen gaben im Vergleich mit der Voruntersuchung (jeweils Hessen 2016 vs. BRD 2008) seltener an, täglich eine Entscheidung über eine Antibiotikatherapie zu treffen (54% vs. 63%), ein Antibiotikum zu verordnen, „wenn ich als Ärztin/Arzt den Eindruck habe, dass die Patientin oder der Patient sich damit gut behandelt fühlt“ (9,1% vs. 12,9%), „wenn eine Patientin oder ein Patient unbedingt arbeiten möchte“ (9,3% vs. 19,1%), um „auf der sicheren Seite zu stehen“ (21,4% vs. 27,0%), sie hielten häufiger die Problematik der Antibiotika-Resistenz an ihrem Arbeitsplatz für relevant (85% vs. 67%) und meinten, dass ihr Verordnungsverhalten Einfluss auf die Antibiotika-Resistenz-Situation in der Region hat (62% vs. 51%). Die häufigsten Verbesserungsvorschläge betrafen die Erfassung regionaler Antibiotika-Resistenzen (55,4% vs. 49,4%), bundesweit einheitliche Leitlinien (50,6 vs. 52,3%) sowie die Beseitigung finanzieller Nachteile durch Laboruntersuchungen (50,6% sehr wichtig vs. 39,0%). 333 Ärzte behandelten am häufigsten Harnwegsinfektionen, meist mit Fosfomycin (42%) gefolgt von Trimethoprim ± Sulfonamid (26%) und Ciprofloxacin (18%). 176 Ärzte gaben an, am häufigsten Atemwegsinfektionen zu behandeln, meist mit Amoxicillin (34%), gefolgt von Cefuroxim (23%).
Schlussfolgerung::
Die Ergebnisse zeigen, dass die Ärzte die Bedeutung einer rationalen Antibiotikatherapie erkannt haben, aktuelle Leitlinien jedoch noch nicht vollumfänglich umsetzen. Durch regionale Bereitstellung von Resistenzdaten (insbesondere der ARS-Daten) und die Beseitigung finanzieller Nachteile könnten weitere Verbesserung erreicht werden.