Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(04): 406-429
DOI: 10.1055/s-0037-1601496
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die PAS-Reaktion zur Darstellung der ontogenetischen Kompartimentgrenzen in pelvinen Großflächenschnitten: eine neue Methode

B Wolf
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Gynäkologie
,
D Wiersbicki
2   Institut für Anatomie, Universität Leipzig
,
T Wolfskämpf
2   Institut für Anatomie, Universität Leipzig
,
M Höckel
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik und Poliklinik für Gynäkologie
,
H Steinke
2   Institut für Anatomie, Universität Leipzig
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
06. April 2017 (online)

 
 

    Fragestellung:

    Die ontogenetische Krebsfeldtheorie als Grundlage für ein besseres Verständnis der lokalen Tumorausbreitung hat in den letzten zwei Jahrzehnten zunehmend an Bedeutung gewonnen. Hierbei wird davon ausgegangen, dass sich solide Tumoren nicht isotrop im umgebenden Gewebe ausbreiten, sondern innerhalb von ontogenetisch determinierten Kompartimenten (Krebsfeldern). Eine anatomisch-exakte Untersuchung und Darstellung der Kompartimentgrenzen in Gewebsschnitten ist bisher jedoch nur an menschlichen Embryonen bzw. Feten erfolgt. Ziel dieses Forschungsvorhabens ist die Darstellung der Kompartimentgrenzen an Gewebeschnitten des adulten Beckens. Es wird hierbei davon ausgegangen, dass morphologischen Korrelate der Kompartimentgrenzen Bindegewebsfaszien sind.

    Methodik:

    Nachdem die MRT und CT eines unfixierten Beckenpräparates einer Körperspenderin vorlagen, wurde das Präparat bei 3 °C vorgekühlt, nachfolgend bei -85 °C in 85% Aceton gefroren und bei -20 °C gelagert. Im gefrorenem Zustand wurden transversale Ganzbeckenschnitte angefertigt (Dicke < 2 mm).

    Um die Beschaffenheit der Kompartimentgrenzen genauer zu untersuchen, wurden von den Beckenschnitten an definierten Stellen zusätzlich histologische Gewebeproben entnommen und nach Masson-Goldner und von-Giesson gefärbt. Außerdem erfolgte die Immunofluoreszenz-Färbung von Kollagen I.

    Nach Dehydratation in 100% Aceton über 4 – 6 Wochen konnten die Körperscheiben einer PAS-Reaktion ausgesetzt werden. Hierfür kamen die Schnitte zunächst 15 Minuten in 0,5% Perjodsäure. Nach Spülung mit Aceton 100% für 5 Minuten reagierten die Schnitte 1 Min. mit der Schiff'schen Reagenz. Es folgte die Suspension in Kalium-Bisulfit (600 ml Stammlösung 10% in 1:1 Mischung aus Aqua dest. und 100% Aceton). Nach Lagerung in 100% Aceton für ca. 90 Tage erfolgte die Plastination der Schnitte mit Epoxid Harz (E12/E1, Biodur) und Einbettung nach von Hagens'schen Methode.

    Ergebnisse:

    Es wurden erstmalig an großen Körperscheiben feine Faszien hochauflösend gefärbt. Die PAS-Reaktion führte zu einer eindeutigen Färbung der Bindegewebsfaszien im kleinen Becken. Eine Abgrenzung gegenüber Muskel- und Fettgewebe war anhand der abweichenden Farbreaktion eindeutig möglich. Die Plastination führte zu einer guten Gewebetransparenz ohne Qualitätsverlust der Färbung. Die histologischen Färbungen sowie die Immunfluoreszenz bestätigten das Vorhandensein von Kollagen I.

    Schlussfolgerung: Die PAS-Reaktion führt zu einer guten Färbung der Bindegewebsfaszien in transversalen Beckenschnitten. In Kombination mit der Plastination handelt es sich um eine vielversprechende Methode zur exakten anatomischen Darstellung der ontogenetischen Kompartimentgrenzen im adulten Becken. Mit der vorliegenden Arbeit wird erstmals eine Methode vorgestellt, die eine stabile Fasziendarstellung in Großflächenschnitten ermöglicht.


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    Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.