Fragestellung:
Die ontogenetische Krebsfeldtheorie als Grundlage für ein besseres Verständnis der
lokalen Tumorausbreitung hat in den letzten zwei Jahrzehnten zunehmend an Bedeutung
gewonnen. Hierbei wird davon ausgegangen, dass sich solide Tumoren nicht isotrop im
umgebenden Gewebe ausbreiten, sondern innerhalb von ontogenetisch determinierten Kompartimenten
(Krebsfeldern). Eine anatomisch-exakte Untersuchung und Darstellung der Kompartimentgrenzen
in Gewebsschnitten ist bisher jedoch nur an menschlichen Embryonen bzw. Feten erfolgt.
Ziel dieses Forschungsvorhabens ist die Darstellung der Kompartimentgrenzen an Gewebeschnitten
des adulten Beckens. Es wird hierbei davon ausgegangen, dass morphologischen Korrelate
der Kompartimentgrenzen Bindegewebsfaszien sind.
Methodik:
Nachdem die MRT und CT eines unfixierten Beckenpräparates einer Körperspenderin vorlagen,
wurde das Präparat bei 3 °C vorgekühlt, nachfolgend bei -85 °C in 85% Aceton gefroren
und bei -20 °C gelagert. Im gefrorenem Zustand wurden transversale Ganzbeckenschnitte
angefertigt (Dicke < 2 mm).
Um die Beschaffenheit der Kompartimentgrenzen genauer zu untersuchen, wurden von den
Beckenschnitten an definierten Stellen zusätzlich histologische Gewebeproben entnommen
und nach Masson-Goldner und von-Giesson gefärbt. Außerdem erfolgte die Immunofluoreszenz-Färbung
von Kollagen I.
Nach Dehydratation in 100% Aceton über 4 – 6 Wochen konnten die Körperscheiben einer
PAS-Reaktion ausgesetzt werden. Hierfür kamen die Schnitte zunächst 15 Minuten in
0,5% Perjodsäure. Nach Spülung mit Aceton 100% für 5 Minuten reagierten die Schnitte
1 Min. mit der Schiff'schen Reagenz. Es folgte die Suspension in Kalium-Bisulfit (600
ml Stammlösung 10% in 1:1 Mischung aus Aqua dest. und 100% Aceton). Nach Lagerung
in 100% Aceton für ca. 90 Tage erfolgte die Plastination der Schnitte mit Epoxid Harz
(E12/E1, Biodur) und Einbettung nach von Hagens'schen Methode.
Ergebnisse:
Es wurden erstmalig an großen Körperscheiben feine Faszien hochauflösend gefärbt.
Die PAS-Reaktion führte zu einer eindeutigen Färbung der Bindegewebsfaszien im kleinen
Becken. Eine Abgrenzung gegenüber Muskel- und Fettgewebe war anhand der abweichenden
Farbreaktion eindeutig möglich. Die Plastination führte zu einer guten Gewebetransparenz
ohne Qualitätsverlust der Färbung. Die histologischen Färbungen sowie die Immunfluoreszenz
bestätigten das Vorhandensein von Kollagen I.
Schlussfolgerung: Die PAS-Reaktion führt zu einer guten Färbung der Bindegewebsfaszien
in transversalen Beckenschnitten. In Kombination mit der Plastination handelt es sich
um eine vielversprechende Methode zur exakten anatomischen Darstellung der ontogenetischen
Kompartimentgrenzen im adulten Becken. Mit der vorliegenden Arbeit wird erstmals eine
Methode vorgestellt, die eine stabile Fasziendarstellung in Großflächenschnitten ermöglicht.