Fragestellung:
Die epithelial-mesenchymale Transition (EMT) beschreibt eine Veränderung von einem
epithelialen zu einem mesenchymalen Phänotyp. Es konnte bereits gezeigt werden, dass
EMT-assoziierte Tumorzellen maßgeblich zur Therapieresistenz des Ovarialkarzinoms
beitragen. Inwieweit man jedoch EMT in zirkulierenden Tumorzellen (CTCs) im Blut von
Ovarialkarzinompatientinnen nachweisen kann, ist bisher unbekannt. Daher, unter der
Annahme, dass die Disseminierung von Ovarialkarzinomzellen zumindest mit einer partiellen
Konversion von einem epithelialen zu einem mesenchymalen Phänotyp einhergeht, haben
wir uns im Rahmen dieser Studie mit folgenden Fragestellungen beschäftigt:
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Können wir EMT-assoziierten CTCs im Blut von Ovarialkarzinompatientinnen nachweisen?
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Wenn ja, wie verändern sich deren molekulare Phänotypen unter der platin-basierten
Chemotherapie?
Methodik:
Blutproben von Ovarialkarzinompatientinnen zur Primärdiagnose (n = 91) sowie nach
adjuvanter Chemotherapie (n = 31) wurden mit dem Adnatest System (QIAGEN) auf CTCs
hin untersucht, welches auf einer immunomagnetischen Anreicherung von CTCs und auf
dem Nachweis tumorassoziierter Transkripte, mittels RT-PCR, beruht. Zum Nachweis von
epithelialen CTCs wurden die epithelial-assoziierten Transkripte EpCAM, Muc-1 and
CA125 untersucht, zum Nachweis von EMT-assoziierten CTCs die Transkripte PI3Kα, Akt-2
and Twist.
Ergebnisse:
Zum Zeitpunkt der Primärdiagnose wiesen 18% der untersuchten Patientinnen epitheliale
CTCs im Blut auf. EMT-assoziierten CTCs wurden mit 30% deutlich häufiger beobachtet.
Die Mehrheit aller Patientinnen (82%) hatten entweder epitheliale CTCs oder EMT-assoziierte
CTCs im Blut und nur wenige waren positiv für beide CTC-Populationen zusammen (12%).
Nach der adjuvanten platinbasierten Chemotherapie zeigte sich ein starker Anstieg
EMT-assoziierter CTCs im Blut, bis zu 52%, welcher mit dem Auftreten von PI3Kα+/Twist+ EMT-assoziierten CTCs einherging.
Schlussfolgerung:
Die vorliegende Studie konnte erstmalig zeigen, dass die platinbasierte Chemotherapie
eine Veränderung molekularer CTC-Phänotypen provoziert, hin zu PI3Kα+/Twist+ EMT-assoziierten CTCs, was möglicherweise eine klonale Tumorevolution unter dem Selektionsdruck
der Chemotherapie widerspiegelt. Weiterführende Untersuchungen werden zeigen, inwieweit
diese CTC-Subgruppe als therapeutisches Target oder als „Liquid-Biopsy“ für Ovarialkarzinompatientinnen genutzt werden kann.